Zweimal Herbst in Montagnola

Publiziert: 29 September 2013

"Auf den Spuren von Hermann Hesse" zu wandern, ist im Herbst sehr lohnenswert. Ebenso der Besuch im Museum. Dort begegnet man einem ganz menschlichen Nobelpreisträger.

Als wunderschöner Herbstausflug bietet sich eine Tour nach Montagnola an. Das Dorf Montagnola ist nur rund 10 Autominuten von Lugano entfernt – natürlich fahren auch öffentliche Verkehrsmittel hinauf auf den “goldenen Hügel” – und ist Teil der Gemeinde Collina d’Oro; eben des goldenen Hügels. Collina d’Oro reicht vom Ufer des Ceresio über die Hänge des Golfo di Agno bis zu den malerischen Wiesen und Wäldern um Agra. Montagnola, wo 1997 das Museo Hermann Hesse in den Räumen des Torre Camuzzi eröffnet wurde, eignet sich bestens als Ausgangspunkt für Spaziergänge durch die herbstliche Landschaft.

Auf den Spuren von Hermann Hesse


Ein Weg ist sogar Hermann Hesse gewidmet. Anlässlich der Eröffnung des Museums hat die Gemeinde Montagnola einen Lehrpfad “Auf den Spuren von Hermann Hesse” mit elf Stationen eingerichtet. Er führt zu den Wohnhäusern Hesses, zu seinen Lieblingsplätzen und schliesslich zu seiner Grabstelle auf dem Friedhof in Gentilino, wo auch Bruno Walter sowie Emmy und Hugo Ball-Hennings ihre letzte Ruhe gefunden haben. Auf Wunsch kann der Rundgang im Rahmen einer geführten Besichtigung gemacht werden. Es stehen aber auch Audioguides, die man im Hesse-Museum ausleihen kann, zur Verfügung. Oder man macht sich einfach selbst auf den Weg, folgt den Wegweisern und studiert die Informationstafeln entlang des Weges. Und nach der gemütlichen Wanderung sollte man natürlich eines nicht verpassen: einen Besuch im Museum. Der lohnt sich zur Zeit ganz besonders.

Vom Wert des Alters


“Mit der Reife wird man immer jünger. Es geht auch mir so, obwohl das wenig sagen will, da ich das Lebensgefühl meiner Knabenjahre im Grund stets beibehalten habe und mein Erwachsenensein und Altern immer als eine Art Komödie empfand”, schrieb Hermann Hesse 1922 dem Literaturkritiker Werner Schindler. Und brachte damit auf den Punkt, was er über das Altern dachte und fühlte.
Die meisten Menschen wünschen sich, alt zu werden. Aber alt sein? Den wenigsten gelingt es, dem Alter etwas Positives abzugewinnen. Anders Hermann Hesse. Den Vorgang des Alterns erlebte er nicht verbittert, sondern begegnete der Veränderung – auch wenn Hesse im Alter unter Schmerzen und einem Augenleiden litt – oft mit Augenzwinkern. Er nahm nicht nur den Prozess des Alterns, den Herbst des Lebens, mit Gelassenheit hin. Selbst den Tod betrachtete Hermann Hesse schlicht als Teil des Lebens. Daher widmet das Museo Hermann Hesse in Montagnola dem letzten Lebensabschnitt eine Ausstellung. “Vom Wert des Alters” heisst sie; bewundern kann man sie bis Anfang Februar 2014.

Eine helle, einladende Dunkelkammer


In der obersten Etage des Museums ist die Ausstellung untergebracht. Wobei “untergebracht” nicht das richtige Wort ist. Eher liebevoll eingerichtet. Über fünfzig Fotografien von Hermann Hesses Sohn Martin (geboren 1911 - 1968 beging er Selbstmord) sind mit kleinen Klammern angebracht. Als hätte sie ein Fotograf ordentlich in seiner Dunkelkammer zur Entwicklung aufgehängt. Versehen sind die Bilder, die das körperliche Altern des Vaters und zugleich die Leichtigkeit und Heiterkeit, mit der Hermann Hesse diesen letzten Lebensabschnitt erlebte, dokumentieren, mit handschriftlichen Kommentaren in Schönschrift. Berührende Gedichte, Prosatexte und eine Dokumentation zu Martin Hesses Werdegang begleiten die Schau. Auch wenn man das Museum kennt: “Der Wert des Alterns” ist wirklich einen Besuch wert. Die Ausstellung vermittelt eine sehr menschliche Seite des Nobelpreisträgers. Zeigt Hesse beim Spiel mit der Katze. Wie er im Garten arbeitet. Genüsslich Rauch ausbläst. Man sieht ihn mit seiner Schwester, der Enkeltochter und auch mit dem jüngsten Sohn, mit Martin.

Lesung mit Musik und Aperitif mit Harry-Potter-Übersetzerin


“Mit der Reife wird man immer jünger.” So beginnt nicht nur das bekannte Zitat Hesses. Es ist auch der Name eines Bandes mit Betrachtungen und Gedichten von Hesse über das Alter (insel taschenbuch). Und der Name einer von Musik angereicherten Lesung von Hessetexten am Samstag, 5. Oktober um 17.30 Uhr im Museo Hermann Hesse. Graziella Rossi liest Texte in deutscher, Claudio Moneta in italienischer Sprache. Davide Paterlini untermalt die Veranstaltung musikalisch mit Saxofonklängen. Der Eintritt zu dieser in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Club Tessin organisierten Veranstaltung kostet CHF 15.- /ermässigt CHF 12.-.
Ein weiterer interessanter Anlass steht am Samstag, 26. Oktober um 17.30 Uhr auf dem Programm: der nächste “Aperitif mit einem Schriftsteller”. Zu Gast ist dann die Autorin und Übersetzerin Beatrice Masini. Bekannt ist sie unter anderem durch ihre Übersetzungen ins Italienische der Harry-Potter-Bände von J. K. Rowling.

Info

Museo Hermann Hesse
Torre Camuzzi

6926 Montagnola
+41 91 993 37 70
info@hessemontagnola.ch
www.hessemontagnola.ch
www.luganoregion.com
www.ticino.ch

Preis
Regulär CHF 8.50, ermässigt CHF 7.–, Kinder unter 12 Jahren frei. Familienkarten/Gruppen vergünstigt

Wann

März-Oktober: täglich 10.00-18.30 Uhr, November-Februar: Sa/So 10.00-17.30 Uhr. Die genannte Sonderausstellung läuft bis 1. Februar 2014.

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