In Curio hat der Mond seine Finger im Spiel

Publiziert: 6 Oktober 2019

Leinen schien keine Zukunft zu haben. Aber manchmal kommt es erstens anders und zweitens als man denkt. Der Flachs lebt. Es lebe der Flachs.

"Gewebtes Mondlicht" nannten die Ägypter das Leinen schon vor mehr als 5’000 Jahren. Weil es so eigentümlich schön sei. Die Römer waren da weniger romantisch. Sie bezeichneten die Flachsfaser schnöde als linum usitatissimum, als hundsgewöhnliches Leinen. Das gut verspinnbare, koch- und reissfeste, schlecht bügelbare Gewebe wurde in unseren Breitengraden ab Ende des 19. Jahrhunderts vorerst von der Baumwolle, später von Kunstfasern fast vollständig verdrängt. Man sollte Kränkelndes aber nie zu früh für tot erklären.

Leinenmekka Curio


Leinen lebt! Auch im Tessin. Im kleinen Dorf Curio ist vor etwas mehr als zwei Jahren das textile Fieber ausgebrochen. Seitdem blüht das althergebrachte Handwerk wieder auf. Es wird geackert, gesät, gerauft, geriffelt, gedarrt, gehechelt, gesponnen und schliesslich gewebt. Zu verdanken ist die Wiederentdeckung des Rohstoffs dem Verein Amici di Casa Avanzini, dessen Projekt vom Migros Kulturprozent unterstützt wird.

Aufwendige Gewinnung


Der Flachs wird samt der Wurzel geerntet, getrocknet und danach von den Samenkapseln befreit. Nachdem das Stroh nochmals befeuchtet und zum zweiten Mal getrocknet wurde, kann es gebrochen, geschabt und gehechelt werden. Echt aufwendig, die Leinengewinnung. Ohne den freiwilligen Einsatz der Avanzini-Freunde hätte die Idee nie umgesetzt werden können. So aber wurde Curio zum Flachsmekka. Ob die Ägypter recht hatten? Hat der Mond tatsächlich seine Finger mit im Spiel?

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