Wenn sich der singende Stein und der Gesang an die Steine vermischen, dann leben alte Hallen und Häuser wieder auf.

Wie soll schon der italienische Publizist Giordano Bruno geschrieben haben: se non è vero è molto ben trovato. Was spielt es letztlich für eine Rolle, ob eine Geschichte stimmt, wenn sie einfach gut ist? Dies gilt ebenso für die Winnetou-Abenteuer, die Karl May im Gefängnis geschrieben hatte, oder für Marco Polos Chinareisen, die eigentlich aus den Einfällen eines Marco Pillic aus Kroatien entstammen, welcher sie im Gefängnis in Genua, in das er 1296 geworfen worden war, dem Zellengenossen und Ritterroman-Schriftsteller Rustichello da Pisa diktierte. Ob er sie so erlebt hatte, ist strittig.

Wundersame Reisen

Dennoch geben Marco Polos Abenteuer viel her. Bis heute. Und weil die meisten Tessiner so gerne reisen, verwundert es nicht, wenn das letzte Konzert des "Steinbesingens" der Cantar di Pietre am Sonntag, dem 21. Oktober, in der S. Ambrogio-Kirche in Cademario die wundersamen Reisen des Marco Polo zum Thema nimmt. Erzählung und Musik wechseln sich dabei ergänzend ab. So begibt sich also die Musikgruppe la Reverdie auf eine "musikalische Reise" auf den Spuren von Marco Polo entlang von il "Milione" – oder dem Buch der vielen Wunderländer.

Musik ist Leben

Cantar di Pietre ist ein Projekt, dass es nun schon seit 1987 im Tessin gibt. Eines, welches immer mehr Beachtung findet. Dabei werden, wie der Name besagt, die Steine zum Singen gebracht oder angesungen. Vorzugsweise sind es alte Kirchengemäuer, denen mit den Lauten der Lauten, der Tambouren, Harfen und Flöten und vieler anderer "alter" Instrumente wieder Leben eingehaucht wird. Und wenigstens für die Dauer der Konzerte wiederhallen Töne aus vielen Epochen in den so sorgfältig wie liebevoll gestalteten Wänden.