Das Ölfieber ist hoch, die kleinen Flaschen mit "L'or da Gandria" stets begehrt.

Im September 2021 wurde das Olio d’oliva ticinese, das durch Kaltpressung der Früchte von Tessiner Ölbäumen hergestellt wird, in das Inventar des Kulinarischen Erbes der Schweiz aufgenommen. Obwohl die Klimaerwärmung den Olivenanbau begünstigt und in den vergangenen Jahren mehr Bäume als früher gezählt wurden – Mitte 2021 waren es knapp 7’700 –, bleibt es eine Rarität. Unter den Tessiner Ölen ist L’or da Gandria, das Gold von Gandria, besonders begehrt. Das letzte Schweizer Dorf vor der Grenze zu Italien ist einer der Orte mit zusammenhängenden Hainen.

Ein Rekordjahr

Dort wurden die Oliven Ende Oktober 2022 bei schönstem Sonnenschein geerntet. Es war ein Rekordjahr. Die Bäume hingen voller Früchte. 1’500 Kilo wurden gepflückt und daraus 180 Liter Öl produziert. Für das Dörfchen am Luganersee ist das eine ganze Menge. Eine hervorragende Qualität hat der Jahrgang ausserdem, und so ist das Naturprodukt begehrt wie eh und je. Ob in der Bottega di Gandria, die sich um den Verkauf des Or da Gandria kümmert, noch ein Fläschen zu finden ist? Nachfragen lohnt sich auf jeden Fall, zumal die Bottega auch aus anderen Gründen Kundschaft anzieht.

Eine besondere Auszeichnung

Sie fördert lokale Produkte und die Lebensqualität im Dorf gleich noch dazu, ist sie ausser Verkaufsladen auch Bar, Veranstaltungsraum und Infopoint. Ende März flatterte – oder besser gesagt kroch – dann noch eine besondere Auszeichnung in die Bottega: die rote Schnecke von Slow Food Ticino. Sie steht als Symbol für Entschleunigung, als Gegenpol zur Fast-Food-Kultur.
Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach? “Öl vom Luganersee” lässt sich beispielsweise auch online bestellen. Das ist weniger romantisch als der Besuch der neben dem Debarcadero gelegenen Bottega von Gandria, aber das fruchtig-würzige Olio del Ceresio ist vorrätig.