Sankt-Martins-Sommer – estate di San Martino – nennen die Tessiner die Zeit um den Namenstag des gütigen Heiligen, wenn oft noch ein letztes Mal laue Südlüfte über das Land wehen, bevor endgültig Raureif und Frost die Herrschaft übernehmen. Was seit Jahrhunderten gefeiert wird, macht noch immer gute Laune!

Im Tessiner Bauernkalender spielen die Tage um Sankt Martin traditionell eine wichtige Rolle: Die Ernte war eingefahren, die Pachtverträge liefen aus, und der Mietzins war fällig. Vieh, das man nicht über den Winter bringen wollte oder konnte, wurde geschlachtet. Auf dem Markt wechselten landwirtschaftliche Erzeugnisse die Besitzer, man traf sich und feierte.

Zwei Namen, ein Fest: San Martino und Mendrisio

Das bekannteste Martinsfest findet im milden Süden statt, in Mendrisio, in diesem Jahr vom 9. bis 11. November. Es stellt wohl die letzte "Openair-Veranstaltung" der Schweiz dar. Auf einem Feld vor der Stadt (Prati di San Martino, Bushaltestelle Via Morée) stellen Händler ihre Stände auf, an denen auffallend viel Hausgemachtes, -gestricktes und -gebasteltes offeriert wird. Noch immer zieht auch der Viehmarkt viele Besucher an. Die Kirche lädt mit erweiterten Öffnungszeiten zu Messen und Einkehr – zu Letzterer, wenngleich auf andere Art, locken auch die Wirte und Winzer, um den neusten Jahrgang auszuschenken.

Ein Kanton im Zeichen des Käses

Die diesjährigen Martinsfestlichkeiten locken mit einem Plus: Im ganzen Kanton finden die Aktionstage "Un amore di formaggio" statt. Vom 26. Oktober bis 11. November servieren die angeschlossenen Restaurants und Grotti mindestens ein Gericht mit Tessiner Käsesorten, von würzigen Alpsorten bis zum frisch-pfeffrigen Zincarlin. Wer also nicht schon auf dem Martinsfest in Mendrisio den kulinarischen Versuchungen erliegt, kann sich auch in einer Gaststube in der Nähe mit regionalen Spezialitäten verwöhnen lassen.