Urige Grotti in Camas Märchenwald

Publiziert: 25 Mai 2014

Alt und urig stehen sie in einem Luftloch mitten im märchenhaften Kastanienwald und warten auf durstige und hungrige Wanderer: die renovierten Grotti von Cama.

Es muss nicht immer gediegen sein. Manchmal ist es gerade das Einfache und Ungezwungene, das einen ganz besonders bezaubert. So ist es auch mit den Grotti. Die einstmaligen Felsenkeller, die zur Lagerung verderblicher Lebensmittel dienten, wurden im modernen Kühlschrank-Zeitalter zu urigen Gaststätten umfunktioniert. In Cama gibt es 46 solcher Steingebäude. Obwohl nur die wenigsten dem Publikum zugänglich sind, lohnt es sich, durch den Kastanienhain zu spazieren und die renovierten Grotti zu bewundern. Sie sind zweifellos mehrere Jahrhunderte alt und gehen wohl auf die Einführung der Reben in diesem Gebiet zurück. Auf die Römerzeit also. Der fortschreitende Schwund der landwirtschaftlichen Tätigkeiten hatte einen langsamen Verfall dieser Bauten zur Folge. Dank der Gründung der Stiftung für die Revitalisierung der Grotti von Cama vor zehn Jahren konnte dieser glücklicherweise aufgehalten werden.

Kalter Hauch statt Kühlschrank


Die Suche nach historischen Dokumenten und nach den notwendigen Geldmitteln nahm einige Zeit in Anspruch. Nach fünfjähriger Arbeitszeit konnte der einheimischen Bevölkerung und den Besuchern der Region 2009 eine instand gesetzte Siedlung präsentiert werden, die mit dem Lehrpfad cammino del gusto ergänzt wurde. Zudem wurde ein Wanderweg angelegt, der das ganze Gebiet zusätzlich aufwertet. Die Grotti liegen alle am rechten Ufer der Moësa auf einem von einem prähistorischen Erdrutsch geformten Gelände. Wieso gerade dort und nicht anderswo? Die Forschungen, die der Gebäudesanierung vorausgingen, haben viele interessante Aspekte ans Licht gebracht. Die Wahl des Ortes hing von der Existenz eines Luftloches ab, das im freien Raum zwischen zwei Felsblöcken kühle Luft zuführt. Der frische Hauch – auf Italienisch fiatatoio oder mundartlich fiadiré – ist noch heute zu spüren. Er sorgt für eine das ganze Jahr über unveränderte Kellertemperatur von drei bis zwölf Grad.

Gaumenfreuden in Einfachheit


Nur drei Grotti sind für die Gäste offen: Grotto del Paulin, Bellavista und Grotto Milesi-Belloli. Das erstgenannte gehört seit Generationen der Familie Prandi und bietet ausgezeichnete Wurstwaren, vor allem Rohschinken. Hervorragend ist auch der im kühlen Keller gelagerte Käse; im Herbst werden ausserdem Wildspezialitäten aufgetischt. Im Bellavista kann man nach einem Imbiss oder einer Mahlzeit eine Partie Boccia spielen. Das Grotto Milesi-Belloli blickt ebenfalls auf eine lange Tradition zurück. Es bietet hiesige Wurstwaren, Polenta, Kaninchen- und Ziegenfleisch, im Sommer auch Frischkäse. Was die Weine betrifft, produziert die Firma Eligio Boldini in Monticello-San Vittore (GR) den Wein mit der Etikette Fiadiré. An heissen Frühlings- und Sommertagen gibt es nichts Schöneres als vor einem Grotto unter Schatten spendenden Kastanien zu sitzen und das Leben und die köstlichen Misoxer Spezialitäten zu geniessen.

Info

Ente Turistico Regionale del Moesano
Strada Cantonale
6565 San Bernardino
+41 91 832 12 14
www.visit-moesano.ch
www.luganoregion.com
www.ticino.ch

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