Marktstrasse: Der höchste Tessiner Kirchturm weist den Weg

Publiziert: 27 Juli 2014

Landschaftlich reizvoll und mit einer Reihe kulturhistorischer Sehenswürdigkeiten bestückt, verbindet die alte Marktstrasse, die "Via del mercato", Camedo in den oberen Centovalli mit Intragna und der Stadt Locarno am Lago Maggiore.

Sie diente einst dem Warentransport, war die einzige Verbindung zwischen den Centovalli und der Stadt Locarno und ist Teil der internationalen Verbindung von Domodossola durch das Val Vigezzo bis an den Lago Maggiore: die Marktstrasse, auf Italienisch via del mercato. Heute gehört sie zu den beliebtesten Wanderrouten des Locarnese und hat landschaftlich wie kulturhistorisch eine Menge zu bieten. Malerische Dörfer, historische Gebäude, alte Mühlen und der höchste Kirchturm des Tessins laden zu einer spannenden Reise durch Tradition und Geschichte.

Fahrt durch wilde Schluchten


Die einfachste und aus logistischer Sicht auch sinnvollste Art, den Ausgangspunkt in Camedo zu erreichen, ist die Fahrt mit der Centovallina. Die blaubeige Bahn bringt die Wandernden von Locarno über Schluchten und Viadukte bis an die italienische Grenze. Der kleine Bahnhof liegt etwas unterhalb der Ortschaft in Camedo (549 m ü. M.). Über zwei Kehren geht es hoch ins Zentrum, wo das gelbe Schild am Brunnen den Weg über die via del mercato nach Borgnone, dem ersten Etappenziel, weist.
Über Treppenstufen läuft man bis zur Kirche von Camedo und dann der Hauptstrasse entlang bis Borgnone (713 m ü. M.). Dort zeigt ein Wegweiser links mit 40 Gehminuten nach "Costa/Lionza". Doch das ist ein ziemlicher Umweg. Zu empfehlen ist, direkt der Fahrstrasse nach Lionza zu folgen. Nach einigen Metern beginnt der eigentliche Saumpfad.

Das Erbe der Emigranten


Nur wenige Schritte unterhalb der Strasse liegt der Mühlenpark. Er zeigt interessante Zeugnisse des ländlichen Lebens und handwerklicher Tätigkeiten. Auf der rechten Flussseite sind die Reste einer alten Hammerschmiede zu sehen. Der Wanderweg streift Lionza (680 m ü. M.) bloss, doch ein Abstecher ins Dorf lohnt sich. In dem kleinen Ort befindet sich der Palazzo Tondù. Er wurde von Emigranten erbaut und später der Bürgergemeinde vermacht. In dem altehrwürdigen Gebäude soll nun ein historisches Hotel entstehen. Dieses bildete ein willkommenes Übernachtungsangebot im geplanten Nationalpark des Locarnese. Nach Lionza geht die Wanderung weiter dem Saumpfad entlang über die Brücke des Rii di Mulitt zur Cappella di Tesa und durch den Gaggio-Wald nach Verdasio (711 m ü. M.). In dem schmucken Dorf mit kleinen Gässchen und ansehnlichen Patrizier-Häusern empfiehlt sich das Gasthaus Al Pentolino zur Einkehr. Dort verwöhnen Doris und Daniele Blum ihre Gäste mit erstklassiger Küche.

165 Stufen erklimmen


Slögna (720 m ü. M.) und Calezzo (620 m ü. M.) sind die weiteren kleinen Ortschaften, die es zu durchqueren gilt, bevor der steile Abstieg nach Intragna (340 m ü. M.) beginnt. Der dortige Kirchturm ist mit 65 Metern der höchste im Tessin. Wer nach der Wanderung noch genug Lust und Kraft hat, kann die 165 Treppenstufen erklimmen und vom Glockenstuhl die herrliche Rundsicht über die Terre di Pedemonte und die nahen Talschaften geniessen. Die Kirche selbst wurde 1722 neu aufgebaut und dem heiligen Gotthard gewidmet. Sie weist einen Barockaltar des Brissagheser Künstlers Giovanni Antonio Caldelli mit eleganter Balustrade auf. Ganz in der Nähe der Kirche befindet sich das Regionalmuseum. Dieses ist in der Casa Maggetti, einem Haus aus dem 17. Jahrhundert, untergebracht und präsentiert auf drei Etagen Alltag, Brauchtum und Handwerk der Bevölkerung in den Centovallli. In den Räumen werden auch aktuelle wechselnde Ausstellungen organisiert. Nach dem Besuch des Museums bringt die Centovalli-Bahn die Ausflügler wieder zurück nach Locarno. Der Fart-Bahnhof in Intragna befindet sich gleich unterhalb der Kantonsstrasse.

Die via del mercato bietet keine grösseren Schwierigkeiten, verlangt wegen des stetigen Auf und Ab aber etwas Kondition. An einigen Stellen ist Trittsicherheit gefragt. Sie ist meist gut markiert (rot-weiss) und führt über Waldwege, befestigte Stufen oder ausgebaute Wanderwege. Die reine Marschzeit beträgt rund 4 Stunden.

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