Von alter Grösse und neuer Hoffnung

Publiziert: 21 September 2014

Dieses Onsernonetal, die verrückteste Dead End Street des Tessins, bietet ein unheimliches Repertoire an Anreisern und Fernwehern. Einer davon war Alfred Andersch.

Das müssen noch Zeiten gewesen sein, als die Landsknechte und Wegelagerer raubend durchs Tal stiessen. Davon zeugen die zu eigentlichen Befestigungen ausgebauten Bürgershäuser. Fast als stammten sie aus den Kagemusha- und Ranfilmen des Japaners Akiro Kurosawa. Wer im Volkskundemuseum von Loco die Gelegenheit hatte, die Ausstellung zum Stroh zu besuchen, weiss auch, weshalb die Onsernoneser einst so reich und bedeutend waren. Der Strohhandel, dessen Anbau und Verarbeitung brachten ihnen Geld und Anerkennung nicht nur auf dem Pariser Markt, sondern europaweit. Erst die billige Konkurrenz aus China setzte dem ein Ende.

Wortzauberer


Eveline Hasler, die Verführerin zu kritischem Geschichtsbewusstsein, besucht gerne und regelmässig die Ausstellungen in der kleinen ethnografischen Zauberwelt. In der wird zurzeit und noch bis zum 2. November ein Zauberer des Wortes vorgestellt: Alfred Andersch. Geehrt wird der Bürger aus Berzona zu seinem 100. Geburtstag. Im Fokus stehen dabei aber zwei Menschen. Alfred und Gisela Andersch. Sie, die Künstlerin; er, der Romancier. Daneben wird sein Werkt vorgestellt und einiges Wissenswertes aus seinem Leben.

Vergangenheit im Nacken


Wer von uns hat nicht mindestens ein Buch von ihm gelesen, lesen müssen. In den 60er und 70er Jahren gehörte er neben Böll, Frisch und Dürrenmatt zum Bestand der schulischen Pflichtlektüre im Literaturunterricht. Viel an seinem Schaffen ist Vergangenheitsbewältigung, Verarbeitung der Weltkriegsjahre und des Nationalsozialismus. Dabei baute er offenbar auch Wünsche und Hoffnungen ein, die er selber enttäuschte. Wenn er in Sansibar oder der letzte Grund den letzten Grund unserer Existenz entdeckt haben will, so scheiterte er, wie so viele, am Tatbeweis. Die Wunde Andersch ist noch frisch. Wie übrigens auch die von Max Frisch, welche nicht ganz so dramatisch scheint. Beide, so harsche Kritiker, hätten es in der Hand gehabt, einen jüdischen Mitmenschen zu retten oder zumindest zu ehelichen, und haben versagt. Dafür hatten sie dann ein existenzielles Dauerthema.

Für die Partisanen


Viele unterschiedliche Ausstellungen haben die Museumsräume von Loco gesehen. Eindrucksvoll jene von 2004, bei der über Geschichte und Alltag im 2. Weltkrieg berichtet wurde. Drei Volkskundemuseen widmeten sich damals dem einen Thema: das von Loco im Onsernonetal, das von Intragna in den Centovalli und das von Curio im Malcantone. Fürs Onsernontal war dies auch die Möglichkeit der Erinnerung an die heissen Tage des Partisanenkampfs gegen italienische Faschisten und deutsche Nazis bei den Bagni di Craveggia an der Grenze zur Schweiz, wo ein junger Mitrailleur Partisanen vor den Häschern verteidigt. Dazu empfohlen: Die Resistenza, Italien im II. Weltkrieg: Feldbauer, Gerhard; PapyRossa-Verlag, 2014

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