Utopist der Freiheit

Publiziert: 4 Mai 2014

Dem bedeutenden Nachkriegsautor Alfred Andersch widmet das Museo Onsernonese eine Sonderausstellung.

Der Traum von einer freien, humanitären Welt war zeitlebens beherrschend für das Schaffen des deutsch-schweizerischen Schriftstellers Alfred Andersch. Nach einem äusserst bewegten Leben, geprägt von den Wirren der Weimarer Zeit und der Weltkriege, fand er als 44-Jähriger endlich in Berzona im Onsernonetal eine Heimat. Dort wurde er 1980 auch bestattet.

Sonderausstellung für Liebhaber und Experten


Anlässlich des hundertsten Jahrestages seiner Geburt 1914 in München, widmet ihm das Museo Onsernonese in Loco unter dem Titel “Die Utopie der Freiheit” bis Oktober eine Sonderausstellung. Sie wendet sich an ein breites Publikum. Wer nichts über Andersch weiss, erfährt Grundlegendes über einen Menschen, der den kulturellen und politischen Diskurs der Nachkriegszeit kontrovers belebt hat. Wer sein Werk oder gar ihn selbst kannte, entdeckt unter den Ausstellungsstücken neue Details.

Zeitkritischer Erzähler der Nachkriegsgeneration


Alfred Andersch gilt als einer der bedeutendsten Autoren der Nachkriegsliteratur. Zentrales Thema seiner Erzählungen und Hörspiele ist fast immer die Autonomie der Gedanken, so in seinem autobiographischen Bericht “Die Kirschen der Freiheit” oder in seinem wohl bekanntesten Roman “Sansibar oder der letzte Grund”.
Mit vielen literarischen Grössen seiner Zeit stand er in regem Austausch. So arbeitete er als Redaktionsassistent von Erich Kästner bei der Neuen Zeitung in München. Aber auch als kultureller Mittler verdiente er Anerkennung. Als Herausgeber bot er in seinen Zeitschriften jungen Autoren wie Ingeborg Bachmann oder Arno Schmidt ein Forum. Hans Magnus Enzensberger gedenkt Andersch so: “Ich verdanke ihm sehr viel, denn er hat mich bekannt gemacht. Er hat mich mit der Kulturindustrie bekannt gemacht. Er hat mir die Tricks, die Chancen, die Risiken der Industrie erklärt, und nicht abstrakt, sondern in der Praxis.”

Wahlheimat Tessin


Mit Golo Mann und Max Frisch war Andersch nicht nur eng befreundet, sie zogen gar zu ihm nach Berzona. Max Frisch schrieb über seinen zeitkritischen Nachbarn in einer Laudatio: “Jede Würdigung seines literarischen Werkes, die Alfred Andersch als einen Meister deutscher Prosa entpolitisiert, wäre ein Hohn.”

Info

Museo Onsernonese
6661 Loco
+41 91 797 10 70
mus.onsernonese@bluewin.ch
www.onsernone.ch
www.ascona-locarno.com
www.ticino.ch

Preis
CHF 5.-

Wann

bis Juni geöffnet Mi/Do/Sa/So, von Juli bis Oktober Mi bis So, jeweils 14.00-17.00 Uhr

Hotels

Top Tipps in der Umgebung

Cardada-Funivia-17604-TW-Interna.jpg

Cardada

8.4 km

ascona-monte-verita-1746-0.jpg

Monte Verità

8.4 km

Wetter

Freitag
11°
Samstag
10°
Sonntag
12°