Die Berner haben sie in die Südschweiz mitgenommen. Die Zwiebeln nicht, aber die dazugehörenden Traditionen.

Zum Heulen sei es, könnte man meinen. Falsch gemeint. Denn glücklicherweise präsentiert sich die Hauptdarstellerin bedeckt. Schön sittsam. Würde sie sich auch nur ein bisschen entblössen, wäre schon bald fertig mit lustig, und die Tränen würden nur so fliessen. Die Rede ist von keiner Geringeren als von der Zwiebel. Sie wird am nächsten Samstag in Lugano wie ein Star gefeiert. Im braunen oder roten Kleid und mit ihren gleichfarbigen Schwestern zum Zopf geflochten, ist sie einfach unwiderstehlich.

Deutschschweizer Traditionen

Das wussten schon die vor langer Zeit ins Tessin ausgewanderten Berner und haben ihre Zwiebeltraditionen gleich mitgenommen. Hier stellen sie die gesunden Gewächse nun Jahr für Jahr aus und zeigen den Tessinern die ganze Pracht deutschschweizerischer Bräuche. Dazu gehört selbstverständlich auch das gastronomische Highlight, die Zwiebelwähe. Da die augenwassertreibende Knolle aber nicht jedermanns Sache ist, gibt es auch anderes zu kosten. Käsewähe zum Beispiel. Oder Emmentaler Käse, Berner Butterzöpfe, hausgemachte Plätzchen und Glühwein. Ausserdem werden Gewürzbrote, Keramikgeschirr und Souvenirs angeboten.

Aus Ciao wird Tschou

Die Zwiebel ist sehr wahrscheinlich schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Protagonistin des Berner Zibelemärit, der immer am vierten Novembermontag stattfindet. Vor mehr als 40 Jahren liess der Berner Verein Lugano den bernischen Brauch in der Ceresiostadt aufleben. Untermalt mit traditioneller Ländlermusik wird jeweils im Oktober aus der Tessiner Metropole einen Tag lang die Bundeshauptstadt. Aus einem Ciao wird dann ein Tschou. Aus einem Grazie ein langgezogenes Meeerci!