Per Sommerkurs in die Steinzeit

Publiziert: 13 Juli 2014

Edel, kühl und meist weiss sind die Marmorblöcke aus Peccia. In der dortigen Bildhauerschule lernen Hobby- und Profi-Kreative, die im Kalkgestein schlummernden Formen zu befreien.

“Wenn man mit Stein arbeitet, merkt man zuerst einmal, dass es sich da um ein `hartes Geschäft’ handelt”, schreiben die Betreiber der Bildhauerschule in Peccia in ihrem Buch “Marmor macht Schule”. “Und wenn man damit Ernst macht, lässt man sich auf einen nur langsam fortschreitenden Gestaltungsprozess ein, auf den harten Widerstand des Steins. Man kann darunter leiden, ja, verzweifeln. Wir nennen es auch Entschleunigen oder aus der Realzeit in der Steinzeit ankommen.”

Erfolgsstory in der alpinen Einsamkeit


Wenn eine Schule an einem so entlegenen Ort wie Peccia liegt, am hintersten Ende des Maggiatals, und trotzdem seit 30 Jahren immer mehr Schüler anlockt und auch international zunehmend Renommee geniesst, muss das Gründe haben. Das tolle Bergpanorama allein kann es nicht sein. Als weitere Erfolgsfaktoren kommen Idealismus, Eigeninitiative und Begeisterung bei den Lehrern und den langjährigen Betreibern, Alex Naef und Almute Grossmann-Naef, hinzu.

Gefaltet, erhitzt und gepresst


Von herausragender Bedeutung ist das Kursangebot. Die "Scuola di scultura" verfolgt ein offenes Konzept: Anfänger, Fortgeschrittene und Profis können sich gleichermassen entfalten. Das Herzstück stellen Bildhauerlehrgänge mit dem einheimischen Peccia-Marmor dar – ein ebenso edler wie rarer Rohstoff, entstanden in Hunderten Millionen Jahren, versunkene, gefaltete, erhitzte und wieder an die Oberfläche gepresste, auskristallisierte Sedimentschichten. Das für seine farbige Vielfalt und gute Bearbeitbarkeit in der Plastik gerühmte Material aus Peccia ist neben dem Marmor von Castione bei Bellinzona der einzige echte Marmor der Schweizer Alpen, der industriell abgebaut wird. Es ist also kein Zufall, dass die Bildhauerschule 1984 ausgerechnet hier entstand, in direkter Nachbarschaft zum alten Steinbruch von Peccia.

Marmor, Stein und Eisen


Die Palette der Marmorbildnereikurse reicht von der Schnupper- bis zur Profiveranstaltung. Doch die Naefs und ihr Team setzen auch auf andere Materialien und Techniken. Offeriert werden etwa Metalllehrgänge (Giessen und Schweissen), Zement- und Kunststoffguss, Zeichnen oder Aktmodellieren. Etwas Besonderes sind die Vater-Kind-Kunstwochen. Variationsreich geht es dabei zu, vom Zinnfigurengiessen über Speckstein- und Marmorhauen bis hin zu Feuerskulpturen. Einer der ganz grossen Renner im Programm ist "Holzbildhauen mit der Motorsäge", eine Methode, wie zu erfahren ist, "die auch für Frauen leicht zu handhaben" sei, "da die verwendeten modernen Geräte leicht, leise und benutzerfreundlich sind."
Wer einfach mal nur ein Blick auf die künstlerischen Werke der Marmor-Jünger werfen will, dem kann auch geholfen werden: Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Schule sind noch bis 2. November Skulpturen der Lehrkräfte im Dorfkern von Peccia ausgestellt.

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