Im Tessin ist der 6. Januar alles andere als ein normaler Tag.

Die Welt sollte sich das Tessin zum Vorbild nehmen. Jeweils am 6. Januar – im Südkanton ein Feiertag – bereisen sowohl eine Hexe als auch heilige Könige den Kanton, ohne dass es bei diesem Zusammentreffen zu Anfeindungen käme. Friede, Freude, Eierkuchen sozusagen (und das mit dem Kuchen ist durchaus wörtlich zu nehmen). Jedenfalls feiern die Tessiner, ebenso wie die Italiener, am 6. Januar neben Caspar, Melchior und Balthasar, die dem Stern von Betlehem folgten, auch die Befana; eine Weihnachtshexe mit Hakennase, die auf ihrem Besen von Haus zu Haus fliegt und braven Kindern Geschenke bringt. Unartige werden mit einem Stück Kohle bestraft.

Durch Brissagos Hafenbecken

Im Tessin ist die Befana nicht nur in der Luft anzutreffen. Sie stürzt sich Jahr für Jahr in den eiskalten Lago Maggiore. Nodada de la Befana heisst der Spass, der ab 10.30 Uhr in Brissagos Gemeindehafen alla Ressiga stattfindet. Während Neugierige am Ufer dick eingepackt das Geschehen verfolgen, legen die Teilnehmenden die 80 Meter im Wasser in Badebekleidung – ohne Neopren, jedoch eventuell mit Krone – zurück. Nach der frostigen Erfrischung helfen eine Dusche, die allen Teilnehmenden zur Verfügung steht, oder deftiger Raclettekäse beim Aufwärmen. Letzteren gibt’s zur Mittagszeit bei Asconas La Tavolata.

Auf dem Pferderücken

Wer wie die auf einem Besen fliegende Befana lieber die Welt von oben sieht, kann sich für das Dreikönigstagsmenü auf dem Monte San Salvatore anmelden. Und natürlich dürfen im Tessin, wo süd- und mitteleuropäische Traditionen aufeinandertreffen, die leibhaftigen Figuren der Heiligen Drei Könige nicht fehlen. Sie verbreiten zum Abschluss der Krippenausstellung in Vira Gambarogno (18.00 Uhr) festliche Stimmung. Da die Dreikönigsreiter viel Zeit brauchen, um Kinder an verschiedenen Orten zu besuchen, werden sie bereits am Vortag, 5. Januar, um 15.00 Uhr beim Kloster Bigorio erwartet.