In den Tessiner Honigsorten spiegelt sich das Ambiente, dem sie entstammen: die schroffen Alpentäler ebenso wie das milde Seenklima oder die warmen Kastanienwälder des Mendrisiotto.

Wie Wein und Käse prägt auch Honig höchst unterschiedliche Geschmacksrichtungen aus, je nachdem, wo er entsteht. So erzeugen die Bienen im oberen Bleniotal oder am Fuss des Gotthardmassivs ein völlig anderes Nektarprodukt als jene, die in der stillen Hitze eines Kastanienhains am Monte Generoso unterwegs sind. Den Tessiner Honig gibt es nicht, wohl aber diverse Sorten, die aufgrund der landschaftlichen und klimatischen Gegebenheiten für den Südkanton typisch sind.

Dunkel, stark und intensiv

Am bekanntesten ist der Honig der Edelkastanie. In der Schweiz gedeihen 98 Prozent dieser wärmeliebenden Bäume südlich der Alpen, der mit Abstand grösste Anteil davon im Tessin. Castanea sativa liefert einen kräftigen, dunklen, eigenwilligen Honig von herbem Geschmack und intensivem Geruch. Er kristallisiert langsam – unter den helvetischen Sortenreinen einzig übertroffen vom Akazienhonig. Auch dieser ist ein typischer "Südkantönler", optisch und geschmacklich allerdings das genaue Gegenteil: fast farblos und von feinem Aroma. Auf Tessiner Märkten häufig zu finden ist auch der goldene Lindenhonig – Favorit all jener, denen der Akazienhonig zu süss, der Kastanienhonig zu intensiv schmeckt.

Edles Frühlingstrio

Richtig spannend wird der Genuss aber erst, wenn man diese Delikatesse mit anderen Produkten kombiniert, die in der gleichen Region entstanden sind. So sind die Bienen des Sopraceneri zurzeit in den leuchtenden Rhododendronsträuchern unterwegs, sammeln Nektar in den winzigen Heidelbeer- und duftenden Thymianblüten. So entsteht ein sehr kostbarer, delikater, bernsteinfarbener Alpenhonig. Ein paar Tropfen davon, auf einen noblen Piora-Käse geträufelt, dazu ein Gläschen ehrlichen Bondola von den Sonnenhängen um Bellinzona – Herz, was willst du mehr?