Novemberkälte hält keinen Tessiner vom Feiern ab. Der traditionelle Sankt-Martins-Fest in Mendrisio ist seit jeher Volksfest und Viehmarkt in einem.

Eigenartig eigentlich. Man feiert immer Menschen, die schon lange tot sind. Den heiligen Stephanus am 26. Dezember beispielsweise oder den heiligen Josef am 19. März (Frauen kommen im katholischen Heiligenkalender vergleichsweise selten vor). Ob in 200 Jahren wohl andere Idole verehrt werden? Der heilige Apfel etwa, der das iPhone-Wunder vollbrachte? Oder die heilige Greta, die Retterin des kriselnden Klimas? Wer weiss das schon. Das, was wir sicher wissen, ist Folgendes: Vom 8. bis 11. November wird heuer in Mendrisio San Martino gedacht.

Fest mit allem Drum und Dran

Wie das geht? Ganz einfach: mit einem Bombenfest. Da muss keiner mehr seinen Mantel mit anderen teilen, sondern höchstens seine Zeit. Aber die ist schliesslich auch kostbar. Man kommt also aus allen Ecken und Enden zusammen, um die reiche Ernte und das wohlständige Leben zu feiern. Bei einem Glas Wein oder Glühwein, Maroni, Zuckerwatte und Bratwürsten wird ein Schwätzchen gehalten, an den Verkaufsständen gewühlt und ausgegeben. Vielleicht bereits für erste Weihnachtsgeschenke.

Echte und falsche Tiere

Tradition hat auch der Braunviehmarkt. Während in früheren Zeiten manch ein Bauer darauf angewiesen war, einige Tiere verkaufen zu können, um sie nicht den langen Winter über durchfüttern zu müssen, gehen Misserfolge den zeitgenössischen Landwirten längst nicht mehr ans Lebendige. Obwohl die Tiere auch heute noch veräussert werden, ist das Martinsfest vor allem für Kinder eine gute Gelegenheit, Nutztiere live zu sehen und zu bestaunen. Wer vor Kühen Respekt hat, kann indes auf einem leblosen Karussellross gefahrlos Runden drehen.