Strohhandwerk erlebt Aufschwung

Publiziert: 7 September 2014

Das Onsernonetal war lange für sein originelles Strohhandwerk bekannt. Was im 19. Jahrhundert dem Fortschritt weichen musste, blüht jetzt dank einigen engagierten Frauen wieder auf.

Industrialisierung und Globalisierung gaben ihr den Todesstoss. Sang- und klanglos verschwand die Strohverarbeitungsindustrie Mitte des 19. Jahrhunderts von der Onsernoneser Bildfläche. Was einst flinke Tessiner Hände geschaffen hatten, stellten nun Chinesinnen und Taiwanesinnen her. Die grosse weite Welt wurde zum Dorf. Regionalität und Originalität zu einem globalen Kuddelmuddel. Nicht mit uns, sagten sich vor neun Jahren sechs Frauen und kehrten zu ihren wirtschaftlichen Wurzeln zurück. 2005 gründeten sie den Verein Pagliarte. Seitdem blüht das alte Kunsthandwerk wieder auf. Genau an dem Ort, wo es vor langer Zeit schon gedieh: in Berzona im Onsernonetal. 


Buntes Naturkunsthandwerk


Taschen, Gürtel, Tischsets, Schmuck, Dekorationen, Körbe und Hüte in allen Farben und Formen werden im Atelier Pagliarte zum Verkauf angeboten. Die urigen Kunstwerke werden heute aus Reisstroh gefertigt. Geflochtene Bänder werden von Hand gewebt oder mittels Leder-Nähmaschinen und mit viel Fantasie und Geschick zu originellen Objekten weiterverarbeitet. Die Kunsthandwerkerinnen bürgen für die hohe Qualität ihrer Produkte und lassen einen Teil des Verkaufserlöses in die Finanzierung des Vereins zurückfliessen. Ihre Leidenschaft für das Naturmaterial geben Francesca Mancini, Lara Blumer, Mariapia Gamboni, Nora Gamboni, Stefania Garbani-Marcantini und Lucky Remonda gerne weiter. In ihren Kursen lernt man zum Beispiel Grappaflaschen zu umflechten oder Kissen und Tischsets herzustellen. Nähere Informationen dazu erhalten Sie hier.

Der Globalisierung ein Schnippchen schlagen


Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts war es der im Valle Onsernone angebaute Roggen, der als Rohstoff zur Produktion von Hüten und Taschen verwendet wurde. Frauen, Kinder und Männer waren ins Strohgeschäft eingebunden. Während die Frauen für die Herstellung der Objekte verantwortlich zeichneten, vertrieben die Männer die begehrten Erzeugnisse nicht nur im nahe gelegenen Locarno, sondern sogar im Ausland – in Frankreich und Italien. Dem Onsernonetal brachte unter anderem der Handel mit seinen Strohprodukten einen gewissen Wohlstand, den man noch heute an prächtigen Häusern ablesen kann. Vor etwas mehr als hundert Jahren hat der technische Fortschritt die einst lukrative Tätigkeit zum Erliegen gebracht. Bis Anfang des 21. Jahrhunderts ein paar engagierte Frauen und einige Bündel Reisstroh auftauchten und der Globalisierung ein Schnippchen schlugen.

Info

Pagliarte
6661 Berzona
+41 91 797 17 06 oder
+41 91 797 10 22
www.pagliarte.ch
www.ascona-locarno.com
www.ticino.ch

Wann

September-Oktober: dienstags von 9.30-12.00 Uhr, sonst nach telefonischer Vereinbarung (siehe oben)

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