Reiches Dorf im einst armen Tal

Publiziert: 8 September 2013

Zuhinterst im engen, wilden Onsernonetal thront Comologno. Stolz und erhaben. Seine über die Talgrenze bekannten Paläste zeugen von bewegter Vergangenheit. Auf der Flucht vor Hunger und Armut fand so manch einer materielles Glück im Ausland.

Comologno. Ein Bergdorf im hinteren Onsernonetal. Klein aber keineswegs unscheinbar. Ganz im Gegenteil. Was sich da an Herrschaftshäusern aus dem 18. Jahrhundert ansammelt, ist... "unglaublich", wie die aus dem Valle Onsernone stammende Sängerin La Lupa findet. Tatsächlich. Palazzo Gamboni, Palazzo della Barca, Palazzo di sotto – sie alle zeugen von einer bewegten Vergangenheit. Die vornehmen Mauern erzählen Geschichten des Aufbruchs, des Abschieds. Die einst armen Dorfbewohner versuchten ihr Glück im Ausland. In Italien oder Frankreich. Und manche fanden es. Materielles Glück jedenfalls. Ihr Herz aber schlug weiterhin für die alte Heimat. Als gemachte Herren kehrten sie zurück und erbauten prächtige Paläste. Villen, würde man heute wohl eher sagen.

Aus einem Palast wird ein Hotel


Aus einem dieser Herrschaftshäuser, aus dem Palazzo Gamboni, wurde unterdessen ein Hotel. Umwerfend charmant thront es am steilen Hang. Zu ihm gehört die Osteria Palazign mit ihrer traditionellen heimischen Küche. Einen Besuch wert ist auch das Ende des 17. Jahrhunderts erbaute und dem Heiligen Giovanni Battista geweihte Gotteshaus. Der dazugehörige Glockenturm datiert aus dem Jahr 1715. Die Kirchaltare sind mit kostbaren Decken aus dem Jahr 1773 verziert. Sehens- und begehenswert ist auch der Kreuzweg unterhalb der Kirche. Bevor man zu ihm hinuntersteigt, sollte man aber die Aussicht über das grün bewachsene wilde Tal geniessen. Weit hinten, in südöstlicher Richtung, liegen von steilen Bergflanken versteckt Locarno, Ascona und der Lago Maggiore.

Geheimnisvolle Bäder


Blickt man in die entgegengesetzte Richtung ahnt man im überwachsenen Gebirge die Bagni di Craveggia. Sie Kurbäder zu nennen, ist etwas übertrieben. Von der einstigen Pracht sind nur mehr Ruinen übrig. Nichtsdestotrotz geht von den auf italienischem Boden liegenden Thermalquellen ein geheimnisvoller Glanz aus. Vor dem Zweiten Weltkrieg kamen die Locarneser Herrschaften zum Baden nach Craveggia, weiss La Lupa zu erzählen. Danach verfielen die nur über Schweizer Boden zu Fuss erreichbaren Gebäude. "Ein verwunschener Ort", zwinkert die in Zürich lebende Künstlerin schelmisch. Wo sich in den Kriegsjahren Partisanen versteckten und Schmuggler ihre Ware loswurden, gingen die jungen einheimischen Onsernonesi nach den überstandenen Wirren heimlich baden. Gefährlich sei es gewesen. Und verboten. "Wir aber stiegen mit Kerzen ins warme Wasser", erinnert sich La Lupa. Seit einigen Jahren kann in einem der Steinbecken wieder geplanscht werden. Im Keller der Ruine. Bei 22 Grad. Und ganz legal.

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