<i>Palazzi</i>, Strohhüte und schmale Strassen

Publiziert: 14 Oktober 2012

Wie jedes Tessiner Tal hat auch das Onsernone seine spezifische Geschichte. Sie erzählt von armen und reichen Auswanderern, gutem Mehl und der Strohindustrie.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war im Onsernonetal gut leben. Die Produkte aus der Roggenstrohverarbeitung brachten Geld und Güter ins Tal, Landbau und Viehwirtschaft blühten. Darüber berichtet das Museo Onsernonese in Loco, dem historischen Hauptort des Tals, und auch über den Niedergang des beschaulichen Lebens.

Im 20. Jahrhundert schrieben sich dann vor allem Zuzüger aus dem Norden in die Chronik des Tals ein. 1929 etwa kaufte die Schriftstellerin Aline Valangin das Castello della Barca in Comologno und machte es zum Treffpunkt antifaschistischer Zeitgenossen. In einem der Romane von Aline Valangin La Bargada. Dorf an der Grenze ist die Rede von der Battaglia dei Bagni di Craveggia, einem Grenzgefecht zwischen Partisanen und Faschisten im hintersten Onsernonetal während des Zweiten Weltkriegs, die Schweizer Armee markierte seinerzeit in Spruga Präsenz. Im Wald von Auressio erschuf Armand Schulthess ab 1951 seine so spektakuläre wie skurrile Enzyklopädie im Wald. Schulthess inspirierte Max Frisch, der sich 1964 im Literatendorf Berzona einnistete, zur Niederschrift von Der Mensch erscheint im Holozän: „Es gab in dem Tal einen Mann namens Armand Schulthess, ehedem ein Beamter, ein Eremit, der jetzt, im Alter, plötzlich alles wissen wollte. Er schrieb das alles auf Blechdosendeckel und nagelte diese an die Baumstämme auf seinem Gelände. Wenn man sich näherte, warf er mit Steinen, er wollte einsam sein in seinem Enzyklopädie-Wäldchen.“ Die Künstlerin Ingeborg Lüscher aus Tegna war 1972 mit einer Schulthess-Ausstellung an der documenta 5 in Kassel vertreten, sie lernte dort ihren späteren Ehemann Harald Szeemann kennen. Alfred Andersch und Golo Mann waren in Berzona Nachbarn von Max Frisch.

Das Onsernonetal ist also nicht nur seiner Naturschönheiten wegen einen Besuch wert, es wartet praktisch hinter jeder Strassenwindung eine geschichtliche oder kulturelle Überraschung. Manchmal muss man halt etwas danach suchen ...

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