Niemand muss um die ganze Welt reisen, um die Flora ferner Länder kennenzulernen. Ein Besuch der Brissago-Inseln im Lago Maggiore tut's auch, konzentriert auf traumhafte 2,5 Hektar.

Der englische Gentleman Phileas Fogg benötigt in Jules Vernes Roman "Reise um die Erde in 80 Tagen" ebendies: 80 Tage - und die waren ebenso anstrengend wie abenteuerlich. Er hätte es sich leichter machen können, wäre er schlicht an den Lago Maggiore gefahren. Dort nämlich konzentriert sich die Botanik des gesamten Planeten auf einer 2,5 Hektar grossen Insel: San Pancrazio, einer der beiden Brissago-Inseln.

Weltflora auf einer Insel

Rund 1‘700 Pflanzen gedeihen hier im mildesten Klima der Schweiz: japanische Bananen und Bambus aus Fernost, Kaprosen und Löwenschweif aus Afrika, Yucca und Opuntien aus Mittelamerika, riesige Eukalyptusbäume aus Australien sowie Akazien und Schnurbäume aus Neuseeland. Mit Stein- und Korkeichen, Pinien, Erdbeerbäumen, Salbei und Rosmarin ist der Mittelmeerraum vertreten.

Paradies oder doch nicht?

Mindestens so interessant ist die Geschichte der Isole di Brissago. Einst nicht mehr als zwei einsame Eilande mit einer Klosterruine, änderte sich alles, als 1885 Richard und Antoinette Fleming Saint Léger sie erwarben. Mit enormem Aufwand verwirklichten sie ihre Vorstellung eines Paradieses. Es gelang nicht ganz: Zwölf Jahre später verliess der Baron seine exzentrische Ehefrau. Diese verkaufte die Inseln an den Bonvivant Max Emden. Sein skandalöser Lebenswandel war ein ergiebiges Klatschthema seeauf, seeab. Geblieben ist heute der einzige botanische Garten der Schweiz auf einer Insel – und irgendwie doch eine Vorstellung vom Paradies.