Verschwinden soll er, der kalte Winter. Und weil er nicht freiwillig gehen mag, wird nachgeholfen. Mit viel Lärm und Getöse.

Während sich die Tessiner Winterferienorte über die weisse Pracht freuen und sich ungeduldig auf die im Februar und März zu erwartenden Skigäste vorbereiten, rüstet sich die Stadt Locarno für die traditionelle Wintervertreibung, die jeweils am 31. Januar stattfindet. Mit dem sogenannten Bandir Gennaio sollen die Wintergeister verbannt und die Sommergeister gerufen werden. Derweil in anderen Landesteilen der kalten Jahreszeit erst ab Ende Februar der Garaus gemacht wird, sind die Tessiner schon im Januar der Kälte leid und sehnen sich nach Licht und Wärme.

Scheppern, krachen, klappern

Um die Frühlingssonne anzulocken, ist den Locarneser Kindern jedes lärmende Mittel recht. Ob Pfannen, Töpfe, Kanister, Rasseln, Trommeln oder Blechdosen – egal was, Hauptsache, es klimpert, klappert und kracht so richtig schön laut. Alles, was geräuschvoll hinter sich hergezogen werden kann, wird mit einer Schnur oder einem Draht befestigt und los gehts! Aus der sonst idyllischen und beschaulichen Altstadt am Lago Maggiore wird sozusagen innert Minuten ein brodelnder Blechkessel. Den Kindern gefällts. Wohl weniger, weil sie sich dadurch einen kürzeren Winter erhoffen, als vielmehr weil sie so ungehemmt rasseln und rumpeln können. Und weil ihnen am Ende des Umzugs eine feine "merenda" winkt. Auf der Piazza Sant’Antonio werden sie nämlich nach getaner Mission mit Kakao und Kuchen belohnt. Der Bandir Gennaio wird in etwas abgeänderter Form auch in der Riviera, im Bellinzonese und im Sottoceneri begangen.