Der Gotthard als Mythos und Symbol

Publiziert: 22 Juli 2012

Wie in kaum einer anderen Schweizer Region wurde am Gotthard die Geschichte der nationalen Verkehrs- und Sicherheitspolitik geschrieben – und in den Fels gehauen.

Das Museum auf der Passhöhe zeigt den Besuchern auf eindrückliche Art und Weise die Geschichte der Entwicklung des vielleicht bedeutendsten Handelsweges zwischen Nord- und Südeuropa. Originaldokumente, Nachbildungen und Reliefdarstellungen, Waffen und Uniformen, Kunstwerke, seltene Gegenstände und alte Fahrzeuge und eine Mineralienausstellung werden mittels moderner Technik präsentiert.

Von Saumpfaden zu Stautagen

Zu Zeiten der Römer waren der Septimer-, der Reschen- und der Brennerpass die wichtigsten Verbindungen von Süden nach Norden. Wohl war auch der Gotthardpass seinerzeit schon begangen, die Schöllenenschlucht zwischen Göschenen und Andermatt jedoch stellte ein unüberwindbares natürliches Hindernis für den Personen- und Warenverkehr dar. Mit dem Bau der Teufelsbrücke im Jahr 1230 waren die Voraussetzung für den schnellen Transit geschaffen worden. 200 Jahre später zählte man jährlich rund 10'000 Personen und 9'000 Saumtiere, die den Pass überquerten. Die Reise von Flüelen nach Bellinzona dauerte damals etwa 30 Stunden. Ab Beginn des 17. Jahrhunderts zirkulierten Läufer des eidgenössischen Postdienstes, Reisende gingen zu Fuss oder leisteten sich eine Sänfte mit Trägern. 1775 fuhr erstmals eine vierrädrige Kutsche über den Pass. Vier Jahre später zog der russische General Suworow mit seiner Armee gegen Napoleons Truppen durch, das Denkmal bei der Teufelsbrücke erinnert daran. Nach dem Bau der neuen Strasse überquerten 1831 knapp tausend Kutschen jährlich die Passhöhe. Der Bahntunnel zwischen Göschen und Airolo wurde 1882 in Betrieb genommen, das erste Auto fuhr im Jahr 1902 über den Pass. Die Gotthardstrasse wurde in mehreren Etappen ausgebaut, der Gotthard-Strassentunnel im Jahr 1980 eröffnet. Heute wird er täglich von rund 17'000 Fahrzeugen durchquert, das macht gut 6 Millionen im Jahr. Die Anzahl Stautage betrug 2009 vor dem Nordportal rund 90, vor dem Südportal rund 150. Die Gotthardpassstrasse benutzen während der Saison durchschnittlich 3'500 Fahrzeuge, an Spitzentagen 18'000. Die Spitzenwerte für den Strassentunnel liegen bei 33'000 Autos.

Der Gotthard als Symbol des Widerstandes

Nachdem die Schweiz im Zweiten Weltkrieg von den Achsenmächten umschlossen war, setzte sie mit dem Réduitbefehl vom 14. Mai 1941 sukzessive eine neue Verteidigungsstrategie um. Diese bestand darin, einen möglichen Angriff erstens mit den Grenztruppen, zweitens mit den in der Tiefe des Mittellands gestaffelten vorgeschobenen mobilen Truppen und drittens mit einer massiven Alpenfestung, dem Réduit, zu verhindern. Unterstützend sah die Strategie vor, im Fall eines Angriffs auf die Schweiz sämtliche Nord-Südverbindungen nachhaltig zu zerstören. Es entstanden die Alpenfestungen St. Maurice im Wallis, Gotthard im Zentrum und Sargans im Osten, Alpenflughäfen wurden gebaut und massenhaft Waffen, Munition, Gerät und Lebensmittelvorräte in die Kavernen der Festungen eingebunkert. Es handelte sich um eine klassische Abschreckungsstrategie, der Eintrittspreis in die Schweiz wurde damit einem potenziellen Angreifer so hoch wie möglich vorgerechnet. Diese Rechnung ist, zum guten Glück, aufgegangen. Das Forte Ospizio San Gottardo war Teil der Gotthardfestung, heute ist darin ein Museum eingerichtet worden: www.passosangottardo.

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