Indemini – ein Stück Vergangenheit

Publiziert: 24 April 2016

Es war einmal ein kleiner Weiler hoch über dem Langensee. Romantisch war es nicht, das Leben. Hart schon. Heute ist es umgekehrt. Romantisch, keineswegs hart. Die Rede ist von Indemini.

In einer Hand hält sie einen Apfel, in der anderen ein Stück altes Brot. Barfuss huscht sie fast lautlos durch die Gassen. Sie will ihm etwas zu essen bringen, dem jungen Mann, den sie vor vier Tagen am Bach gesehen hatte. Er hatte ausgehungert ausgesehen. Und müde. Und irgendwie traurig. Zusammengefahren war er, als er sie erblickte. Erst als sie gesagt hatte, dass sie dort, in dem kleinen Steindorf, wohne, hatte er sich entspannt. "In Svizzera", hatte er erleichtert gebrummelt und war wieder im Wald verschwunden. Sie hatte es ihren Eltern erzählt. Die hatten etwas über Partisanen, über Krieg und Angst und Hunger geschwafelt. Richtig verstanden hatte sie es nicht. Nur Hunger, das war ihr geblieben. Die Mahnung der Eltern, nicht mehr am Bach zu spielen, hatte sie in den Wind geschlagen. Jemanden hungern lassen? Das ging gar nicht. Nun verlässt sie also das Dorf in Richtung Grenze. Mit einem Apfel und etwas Brot.

Eine Welt aus Steinen


Diese oder ähnliche Geschichten könnten einem in den Sinn kommen, wenn man mitten im kleinen Dorf Indemini (950 m ü. M.) steht. Es hat so gar nichts gemein mit den noblen Einkaufsmeilen des mondänen Lugano oder mit dem exklusiven Flair des einstmaligen Fischerdorfes Ascona. Die zur Gemeinde Gambarogno gehörende Fraktion ist über den Pass Alpe di Neggia (1395 m ü. M.) auf einer kurvenreichen Strasse erreichbar. Das Dorfbild wird durch mit grauem Gneis errichtete Häuser mit Steinplattendächern und Holzlauben geprägt, und die verwunschenen, verwinkelten und engen Gässchen geben dem abgelegenen Ort einen fast märchenhaften Charakter und der Fantasie freien Lauf.

Damals hart, jetzt romantisch


Das Leben im steilen Gelände nahe der italienischen Grenze war noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein entbehrungsreich und von harter Arbeit geprägt. Während die Frauen die Felder bestellten, arbeiteten die Männer unter anderem als Gepäckträger auf dem Mailänder Bahnhof. Im Winter verdienten sie sich durch den Schmuggel zwischen der Schweiz und Italien etwas dazu. Das patriziale Museum des Ortes gibt Einblicke in die inzwischen einstige Wirklichkeit der abgeschiedenen Tessiner Fraktion. Wer Indemini besucht, macht einen Schritt zurück in die Vergangenheit. Unweigerlich. Was heute romantisch erscheint, war früher trostlos. Die verträumte Gegenwart erwuchs aus der erbarmungslosen Vergangenheit. Deshalb ist es gut möglich, dass Sie sie sehen. Barfuss durch die Gassen huschend. Mit einem Apfel und einem Stück altem Brot in den Händen.

Info

Tourist Office Gambarogno - Indemini
Via Cantonale
6571 Gambarogno
+41 91 795 18 66
gambarogno@ascona-locarno.com

www.ascona-locarno.com
www.ticino.ch

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