Von Mühen und Mühlen

Publiziert: 12 Oktober 2014

Zeitgenössische Industriegeschichten erzählt die Mühle Erbetta in Arbedo. Ganz anderes ist vom befestigten Berg Gesero zu hören. Er fabuliert von Krieg und Frieden und herrlichen Aussichten.

Das Wandern ist des Müllers Lust... Diese viel zitierte Liedzeile passt nirgends so gut hin wie hierher. Denn da geht es ums Wandern und ums Müllern. Ums Müllern nicht wirklich. Es geht ums Wandern und um Mühlen. Eigentlich um eine einzige Mühle. Um die einzige noch erhaltene halbautomatische Industrieanlage mit Zylinderwalzwerk in der Schweiz. Das tönt jetzt nicht sehr romantisch. Industrie war auch noch nie romantisch. Ist ja nicht ihr Ziel. Wer die Mühle besichtigt, ist also weniger auf beseelte Erfahrungen aus, als vielmehr auf nackte Tatsachen. Malerischer geht es ganz bestimmt auf der Wanderung zu und her. Dafür auch schweisstreibender. Und jetzt von vorne und der Reihe nach:

Zurück in die Vergangenheit


Die renovierte Mühle Erbetta wurde im Jahr 1936 erbaut. Genau dort, wo schon vorher eine stand. Nur wurde Erstere zusammen mit dem vorhandenen Naturmahlstein 1936 bei einem Brand zerstört. Danach setzte sich der ehemalige Besitzer Gaudenzio Erbetta leidenschaftlich für eine neue Mahlanlage ein, welche heute besucht werden kann. Die mit Wasserkraft aus einem künstlichen Kanal angetriebene Mühle, die bis Anfang der 1950er-Jahre in Betrieb war, wurde für die Verarbeitung von bis zu 30 Zentnern Körner pro 24 durchgehende Arbeitsstunden eingerichtet. Der nach dem einstmaligen Eigentümer benannte Mulino Erbetta erstreckt sich über drei Ebenen und einen Dachboden. Auf jedem Stock gibt es Informationstafeln zum früheren Mahlbetrieb. Sogar ein Rundgang im vormaligen Müllershaus ist vorgesehen und beinhaltet die Besichtigung des kleinen Museums.

Hinauf auf die Berge


Und nun werden also die Wanderschuhe geschnürt. So richtig gut, denn bis hinauf zum befestigten Berg Gesero ist es echt steil und auch ziemlich weit. Die klassische Wanderroute führt von Bellinzona durch einstige intensiv genutzte Weidegebiete. Einheimische erinnern sich ausserdem noch an die dort oben verbrachten Militärdienste während des Zweiten Weltkrieges. Heute gilt es als erlebnisreiches Ferien- und Wanderparadies. Wer wirklich nicht gehen mag, erreicht die Gesero-Hütte auch per Fahrzeug. Ab der capanna sind dann aber keine PS mehr erlaubt. Wer glaubt, alle Wege führten nach Rom, kennt die vielen Varianten rund um den Gesero nicht. Von Arbedo steigt man zum Beispiel vorerst einmal auf die Monti Loga und Laura. Von dort gelangt man dann zur gemütlichen Hütte. Dass die Aussicht atemberaubend ist, versteht sich wohl von selbst. Der Lago Maggiore und die Brissagoinseln sind nur zwei der Perlen, die in weiter Ferne auszumachen sind. Wem ob so viel Mühle und Mühe der Magen knurrt, wählt den Weg hinunter nach Paudo in die Osteria, wo traditionelle Speisen und ein weiches Bett den glücklichen Wanderer willkommen heissen.

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Monte Tamaro

19.2 km

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