Die Hungertürme von Camorino

Publiziert: 6 April 2015

Die Verbindungstürme der Verteidigungslinie Dufour sollten die Schweiz gegen Süden militärisch schützen. Daraus wurde eines der ersten "Sozialwerke" gegen die Arbeitslosigkeit.

Nein, es sind keine Verliesse, in denen ungeliebte Zeitgenossen schlicht ausgehungert werden sollten, vielmehr waren sie ein Projekt gegen den Hunger. Die Rede ist von den runden, etwa zweistöckigen, turmartigen auffälligen Häuschen mit Kegeldach, die sich von Sementina wie ein Gürtel auf die andere Talseite und ins Val Morobbia ziehen.
Fortini della fame heissen sie auf Italienisch und gelten als eines der grössten Arbeitsbeschaffungsprogramme im Süden der Schweiz. Der Name ist zugleich Markenzeichen des Vereins, welcher auf Anfrage geführte Besichtigungen in die Bauwerke anbietet. In den am besten erhaltenden Türmen werden von Zeit zu Zeit kulturelle Anlässe veranstaltet.

Verteidigung südwärts


Die Türme sollten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Teil der militärischen Abwehr eines Feindes aus dem Süden sein. Verbunden mit einer Mauer hätten die insgesamt 36 Türme der Dufour-Linie die ganze Ebene von einem Hangrand zum anderen sperren helfen sollen. Der Name geht auf den Sonderbundkriegs-General zurück. Die Bauarbeiten gaben jedoch mehreren Tausend Menschen, welche von den damals Mailand besetzenden Österreichern aus der Lombardei und Venetien ausgewiesen worden waren, Arbeit und eine Lebensgrundlage. Dies als Protest gegen die damalige progressive Flüchtlings- und Ausländerpolitik des Südkantons.

Wanderziele mit Aussicht


Die heute noch bestehenden fünf Türme Ai Scarsitt, Ai Munt, Ala Pélera, Al Sass del Camosc und Al Pian di Bur sind Stationen eines Lehrpfads. Eingerichtet hat ihn der Verein Fortini della fame. Der fünf Kilometer lange Sentiero führt durch die Weinberge und den Wald oberhalb von Camorino. Er bietet sich in jeder Saison an und garantiert eine sensationelle Aussicht. Die zweistündige Wanderung kann beliebig verlängert werden, indem man bereits beim Bahnhof von Giubiasco startet, wo man am Ende wieder ankommt.

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