Die meisten Kreszenzen von Gialdi Vini stammen von den Granithängen des Sopraceneri. In Mendrisio reifen sie in Kellern, in denen Luft aus dem Monte Generoso die Fässer umschmeichelt.

Wenn es um Tessiner Weine geht, ist das Weingut Gialdi schon lange ein fester Begriff. Angefangen hat alles 1953, als Firmengründer Giuglielmo in den Weinhandel einstieg. Im vergangenen Jahr feierte das mittlerweile renommierte Weingut unter der Leitung von Sohn Feliciano sein 60-tes Jubiläum. "Zu Beginn bestand meine Herausforderung vor allem darin, zu beweisen, dass man auch mit Trauben aus den Tälern des Sopraceneri grosse Weine herstellen kann", erinnert er sich an seine ersten Jahre als Winzer. Das hat er geschafft: Die meisten Gialdi-Weine stammen nicht aus Mendrisio, wo sich der Firmensitz befindet, sondern aus der Zweigstelle in Bodio im Leventinatal. Feliciano Gialdi war ausserdem einer der Ersten, der den Merlot auch weiss kelterte.
Der Markt gab ihm schon bald recht. Seine Erfolge führt er aber nicht nur auf eigene Meriten zurück – auf seine Kreativität, Investitionen in die Kellertechnik, den traditionellen Ausbau in kleinen Holzfässern. "Ich erhalte meine Trauben von rund 300 Winzern aus Giornico, Biasca und den ersten Gemeinden des Bleniotals. Das sind tüchtige Leute, die ihre Rebberge seit Generationen mit Leidenschaft und viel Liebe bewirtschaften. Ohne ihr Engagement wären wir nicht in der Lage, so grosse Weine herzustellen."

Von der Lust mit der Generoso-Luft

Rund eine Million Kilo Trauben wandern alljährlich aus den von Granit und Gneis geprägten Weinbergen des Sopraceneri in die "Cantine" von Gialdis repräsentativem Sitz in Mendrisio. In diesen teilweise in den Berg hineingebauten, regionaltypischen Fasskellern zirkulieren Luftströmungen aus dem Innern des Monte-Generoso-Massivs. Sie sorgen das ganze Jahr über für gleichbleibende Temperaturen und ein ideales Reifeklima. Ihre Pflege obliegt Kellermeister Alfred De Martin. Er hat an der Hochschule Changins in Nyon (VD) Önologie studiert und ging später aus beruflichen Gründen nach Australien, von wo Feliciano Gialdi ihn zurückrief. Bei der Kelterung strebt De Martin vor allem Ausgewogenheit und Eleganz an: "Wenn ein Wein gut ist, merkt man das sofort. Natürlich wird er mit den Jahren besser, aber man kann ihn auch geniessen, wenn er noch jung ist."

Ein goldener Rosé

Verkosten kann man die Erzeugnisse in der Vinothek und dem 2008 liebevoll renovierten alten Gästehaus des Anwesens. Kredenzt werden nicht nur Rote und Weisse, sondern auch ein Spumante, ein Likörwein und zwei Traubenbrände. Besondere Erwähnung verdient der Rosé – er gewann bei der Merlot-Weltmeisterschaft 2013 eine Goldmedaille. Ums Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit kümmert sich Feliciano Gialdis Tochter Raffaella, die Dritte im Bunde des Management-Teams. Nach ihrem Studium in Genf kehrte sie vor einigen Jahren nach Mendrisio zurück. Seitdem ist sie zunehmend in den Betrieb, den sie eines Tages übernehmen soll, hineingewachsen. Gut Ding will eben Weile haben – wie der Wein im Keller.