Kammergenuss im Überfluss

Publiziert: 21 September 2014

Top-Pianist Adam Laloum lockt zu den Settimane Musicali Ascona – und nach ihm gibt's noch fünf weitere Highlights.

“Unter den Allerbesten gebührt ihm ein Adelsprädikat”, steht über den Pianisten Adam Laloum im Pressespiegel des Klavierfestivals Ruhr 2010 geschrieben. “Solche Noblesse, solch traumhaft sicheres Stilgefühl in jungen Jahren – das ist ein Phänomen.” Als Solist und Kammermusiker ist der 27-jährige Gewinner des begehrten Clara-Haskil-Preises (2009) bei vielen renommierten Festivals und in grossen Konzerthallen aufgetreten. In der Schweiz gastierte er im Théatre de Vevey (VD) und in der Salle Métropole in Lausanne. Am Samstag, 27. September, kommt er im Rahmen der Settimane Musicali Ascona zum Debüt-Konzert ins Tessin.

Barock, Wiener Klassik und Romantik


Laloums Konzert beginnt zu freundlicher Matinee-Zeit um 11.00 Uhr im stilvollen Ambiente des Palazzo Sopracenerina auf der Piazza Grande von Locarno. Es besteht aus zwei Teilen. Im ersten bietet der französische Pianist die 12 Sinfonischen Etüden von Robert Schumann dar. Trotz ihres Namens sind sie nicht als Übungsstücke zu betrachten, vielmehr als Charaktervariationen zu bestimmten Themen. In ihrer strengen Gliederung und durchsichtigen Struktur verbinden sie Barock, Wiener Klassik und Musik der Romantik. Sie gehören zu den wichtigsten Pianostücken des 19. Jahrhunderts. Geschrieben hat sie der junge Schumann zwischen 1833 und 1837 nach einem entscheidenden Wendepunkt in seinem Leben: nachdem ihn eine fatale Entzündung mit anschliessender Bewegungsunfähigkeit der rechten Hand gezwungen hatte, die so sehnlichst angestrebte Pianistenkarrierre ad acta zu legen. Er musste sich umorientieren. So begann er, sich vermehrt der Komposition zu widmen. Die 12 Sinfonischen Etüden entstanden. Ausserdem gründete Schumann mit Freunden eine Musikzeitschrift. Obwohl seine beharrliche Wortkargheit in der mündlichen Kommunikation geradezu als legendär galt, überraschte er als kritischer Autor und Musikwissenschaftler durch virtuose Beredsamkeit, setzte gar neue Massstäbe.

Zwischen Nostalgie und Revolution


Im zweiten Teil seines Konzerts wird Adam Laloum sich Sergej Prokofjew widmen. Der russische Pianist und Komponist gilt als Klassiker der Moderne. Von überbordender Schaffenswut besessen, entwickelte er einen eigenen, neuartigen Stil und beeinflusste viele Komponisten nachfolgender Generationen, auch der Filmmusik. In Locarno stehen die Klavierwerke zu zwei Händen “Die Märchen der alten Grossmutter op. 31” und die Sonate Nr. 7 op. 83 auf dem Programm. Ersteres entstand kurz nach Prokofjews Emigration in die Vereinigten Staaten infolge der schwierigen Situation in Russland nach der Oktoberrevolution. Unüberhörbar schwingt noch die nostalgische Wärme alter zaristischer Aristokratie darin mit. Ganz anders die Sonate Nr. 7, ein Höhepunkt in Prokofjews musikalischer Schöpfung: Der Ton ist fast aggressiv, heroisch, sich in immer neuen Schüben steigernd. Es entstand mehr als 20 Jahre später in einer äusserst kreativen Phase, nachdem der Komponist in die Sowjetunion zurückgekehrt war.
Musikfreunde, die nach dem Konzert so richtig Lust aufs Tessin bekommen haben, sollten mindestens bis Dienstag, 30. September, verlängern. Dann nämlich spielt die Accademia Bizantina Stücke von Bach und Vivaldi im Collegio Papio in Ascona. Oder, wenn's geht, gleich bis zum Ende der Settimane Musicali am 10. Oktober bleiben – zum Kammergenuss im Überfluss.

Info

Settimane Musicali Ascona
Ascona und Locarno
+41 91 759 76 65
info@settimane-musicali.ch
www.settimane-musicali.ch
www.ascona-locarno.com
www.ticino.ch

Preis
20.- CHF

Wann

Konzert von Adam Laloum: Samstag, 27. September, 11.00-14.00 Uhr (Sopracenerina, Locarno)

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