Eine Insel in den Bergen

Publiziert: 22 Juni 2014

In Bosco Gurin hat sich seit vielen Jahrhunderten eine einmalige Kultur erhalten. Im Museum wird sie greifbar.

Über sagenhafte, seltsame Wesen erzählen sich die Menschen seit jeher Geschichten: um Ängste und unerklärliche Erscheinungen zu verarbeiten, um lange Winternächte zu überbrücken, manch einer wohl auch, um sich wichtig zu machen. Oder ist vielleicht doch etwas dran an den Gnomen und Geistern? Auch in Bosco Gurin, dem höchsten Dorf des Tessins, wurden eigenartige Wesen gesichtet. “Weltu” nennen sie die Guriner. Sie sind von menschenähnlicher Gestalt, ihre Füsse sind jedoch nach hinten gekehrt. Somit sind sie definitiv nicht dem Menschengeschlecht zuzurechnen.

Einsam, aber frei


Leider liess sich schon lange kein Weltu mehr in Bosco Gurin blicken. Legenden und kuriose Geschichten gibt es dagegen heute noch in Hülle und Fülle, dazu eine Menge hochinteressanter Fakten über ein abgelegenes Dörfchen auf mehr als 1'500 Metern Höhe. Es ist eine uralte Siedlung. Im 13-ten Jahrhundert wanderte eine Gruppe des alemannischen Volkes der Walser von Westen her auf die Alp "ad Buschum" aus. Es waren zähe Menschen: Weder das raue Klima noch Grenzstreitigkeiten mit den Nachbarn aus Cevio noch die Pest noch Lawinen konnten ihren Lebenswillen brechen. Weitgehend isoliert, aber politisch auch relativ autonom überstand das Dorf die Jahrhunderte.

Führungen in eine fremde Welt


Noch heute spricht ein guter Teil der Bevölkerung einen alemannischen Dialekt, das "Ggurijnartitsch". Auch Brauchtum und Architektur stehen noch heute in der Walser Tradition, ebenso die Flurnamen: Grossalp, Zum Schwarza Brunna oder Bann. Das weitgehend original erhaltene Dorf ist eine kulturelle Insel inmitten der Alpen, ein Unikat. Seine Bewohner bemühen sich nach Kräften, Besuchern diese Stärke schmackhaft zu machen – nicht nur mit einem Stück Kuchen am Ende der Führungen. Diese werden auch schon ab zwei Personen durchgeführt. Die nächste findet am 28. Juni statt, nach der Zeit der Feldarbeit dann wieder am 6., 13., 20. und 27. September sowie am 4., 11., 18. und 25. Oktober.

Mit Grips gegen die Widrigkeiten


Ein Höhepunkt der Rundgänge ist das Museum Walserhaus aus dem Jahr 1938. Es ist das älteste ethnographische Museum des Kantons und beleuchtet eine Fülle interessanter Themen: den eigenartigen Dialekt, die Architektur, das Wohnen, Leben und Arbeiten in Bosco Gurin, Geschichte und Kunst. Das Gebäude ist selbst eine Preziose: Das Baujahr wurde auf 1386 datiert. Somit ist es eines der ältesten Bauernhäuser des gesamten Alpenraums! Die Exponate erzählen vom freien, aber schweren Leben der Dorfbewohner. "Menschen und Tiere im Territorium" thematisiert ausserdem eine Postkartenausstellung bis 8. August. Einiges regt auch zum Schmunzeln an. So steht in der Stube, neben dem gemauerten Ofen, ein hölzerner Schrank. Er trägt die Bezeichnung "Gantarli". Kurioserweise ist der untere Teil innen mit Latten abgetrennt. Der Grund: Wenn im Winter Schnee und Eis regierten, hielt man in diesem Verschlag, schön warm, die Hühner.

Info

Museo Walserhaus
6685 Bosco Gurin
+41 78 691 18 46
museum@walserhaus.ch
www.walserhaus.ch
www.ascona-locarno.com
www.ticino.ch

Preis
Führungen: Erwachsene CHF 28.- Kinder CHF 12.-

Wann

Führungen 11.00 Uhr ab Treffpunkt "Hotel Walser" (nächstes Datum: 28. Juni) Museum bis Ende Oktober: Di-Sa 10.00-11.30 Uhr und 13.30-17.00 Uhr, So 13.30 bis 17.00 Uhr Anmeldung für die Führungen erforderlich bis Donnerstagabend vor dem Termin

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