Von A wie Adami bis Z wie Zorio

Publiziert: 10 August 2014

Mit der Ghisla Art Collection ist Locarno um eine Attraktion reicher geworden. Schon der Bau ist ein echtes Kunstwerk.

Ende Juni eröffnete die Ghisla Art Collection, die Kunstsammlung von Pierino und Martine Ghisla, in Locarno ihre erste Ausstellung. Sie präsentiert einen Reichtum an zeitgenössischer Kunst, die mehr ist als eine Reihe wohlklingender und bedeutender Namen. Schon der Bau fällt auf. Unüblich, so ein Würfel ohne Fenster mitten in der Stadt. Die Farbe zieht an. In ein Gewebe aus ferrariroten Maschen aus Aluminium ist das Gebäude eingewickelt und ändert mit wechselndem Lichteinfall seine Farbe. Das Wasserband, das sich um das Haus zieht, verstärkt durch die Spiegelung der einfallenden Sonnenstrahlen diese Wirkung. Die acht Meter hohe Säule aus Wellen werfenden Spiegeln von Lori Hersberger setzt dem Spiel von Licht und Schatten aber erst die Krone auf.

Das Äussere weckt die Neugier


Dass sich Funktion und Zweck des ursprünglichen Gebäudes gewandelt habe, wolle man von aussen sichtbar machen, erläutert der Architekt Franco Moro. Ein eigenständiges Kunstwerk solle auch die Hülle sein, welche nun die gesammelten Schätze birgt. So ist buchstäblich ein Kunstraum entstanden, der auf attraktive Weise sein Publikum zu locken vermag und mit seinem auffallenden Äusseren die Neugier der Passanten weckt.

Picasso, Basquiat, Mirò und viele Entdeckungen


Und der Eintritt lohnt sich. So unverkennbar wie der Aussenraum präsentiert sich auch das Innere. Klare Linien und Helligkeit dominieren die Räume. Im Erdgeschoss geht man auf Granit, in den oberen Etagen auf dezentem Parkett. Nichts, was den Blick vom Wesentlichen ablenkt. Und das Wesentliche, das sind die Kunstwerke. Ihnen sind die acht Säle gewidmet. Es sind rund 80 Werke, darunter ganz grosse Namen: Picasso oder Mirò beispielsweise. Doch diese präsentieren sich hier recht bescheiden neben Grössen, welche sich nicht nur in ihrem Namen zeigen. “The colouss” von Claire Morgan ist zu nennen, eine schwebende Kugel aus feinsten Seidenpapierschnipseln, in der sich ein fliegender Schwan verbirgt, der erst auf den zweiten Blick zu sehen ist. Oder der “Camion” aus feinst ziseliertem Metall, der wie eine filigrane Laubsägearbeit daherkommt, den halben Raum belegt und doch niemandem den Platz wegnimmt. Nicht zu vergessen die Trommel “Kick” von Ivan Navarro, die einen beim Blick darauf schier in die Tiefe zieht. Die Mischung aus Verspieltheit und Irritation ist es, was den Gang durch dieses Kunsthaus so abwechslungsreich und unterhaltsam macht. Es gäbe da noch viel mehr zu beschreiben. Doch muss man es gesehen haben.

Eine Attraktion – zumindest während des Sommers


Locarno ist ohne Frage um eine Attraktion reicher geworden. Die laufende Ausstellung soll bis Ende Oktober zu sehen sein und dann Winterpause machen. Mit der Zeit wird der Erfolg die Öffnungszeiten regeln. Es kann gut sein, dass das Haus auch den Winter über geöffnet bleibt. Doch jetzt ist ja erst Sommer. Eine Jahreszeit, die nicht gerade zum Museumsbesuch drängt. Doch den Blick in diesen roten Würfel sollte man sich nicht entgehen lassen. Der ist mehr wert als ein Alfabeth von Künstlernamen.

Info

Ghisla Art Collection
Via Antonio Ciseri 3
6600 Locarno
+41 91 751 01 52
info@ghisla-art.ch
www.ghisla-art.ch
www.ascona-locarno.com
www.ticino.ch

Preis
Erwachsene CHF 12.-, Rentner CHF 10.-, Jugendliche von 12 bis 18 Jahren und Studenten CHF 8.-. Für Kinder bis 12 Jahren ist der Eintritt frei. Für Gruppen können Führungen gebucht werden.

Wann

Bis Oktober: Mittwoch bis Sonntag, von 14.00 bis 19.00 Uhr

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