Der berühmte Architekt Mario Botta verrät uns seine Lieblingsorte im Tessin. Und er beschreibt das faszinierende Mendrisiotto, letztes Fleckchen Schweiz vor der Öffnung zum Mittelmeer.

Ein Architekt von Weltrang, der sein Land liebt: Mario Botta muss nicht vorgestellt werden. Wer hat nicht schon eines seiner unverwechselbaren Bauwerke bewundert oder eines seiner markanten Häuser oder Kirchen besucht? Sein Ruf ist international, und seine Werke sind auf der ganzen Welt verteilt. Zur Zeit arbeitet er an einigen Projekten in China, aber er ist dermassen mit seiner Heimat verbunden, dass er dennoch die Zeit findet, uns etwas über "sein" Tessin zu erzählen. "Ich bin in Mendrisio geboren worden, dem letzten Bollwerk des Schweizertums: Die Alpen im Nacken, richtet sich der Blick in die Ferne, südwärts. Das Mittelmeer sieht man zwar nicht, aber man spürt es ennet der Ebene Padaniens. Das Mendrisiotto hat ein Licht, magisch, und es ist das Tor zu Italien, zum Mediterranen, von einer grossen Kultur."

Grenzgebiet Mendrisiotto

Um das Mendrisiotto zu entdecken, beginnen wir zuerst im herrlichen Borgo: Mendrisio darf auf seine historische Innenstadt stolz sein, welche sich am Weinfest, aber auch an der grossen Osterprozession sehr stark bevölkert. Darin finden wir antike Häuser mit stillen Innenhöfen, Kirchen voller Stuck und Fresken, Herrschaftshäuser und Museen. Nicht weit vom Zentrum entfernt, liegen weiche, von Rebhängen geformte Hügel. Da wäre Castel San Pietro zu nennen, die Toskana der Schweiz, das Weindorf par excellence. Obino mit der schönen Kirche, Morbio Inferiore mit seinem Sanktuarium der Wunder. "In Castel San Pietro steht die rote Kirche, markanter Ausdruck der Tessiner Romanik." Der Architekt erwähnt ebenfalls Negrentino und Giornico im Nordtessin, wo sich zwei andere wichtige romanische Kirchen finden. Alles Zeugnisse einer mittelalterlichen christlichen Kultur. Eine Welt des Transits und des Austausches. Gestern wie heute, denn man kann im Lokalen nur überleben, wenn man sich auch universell empfindet.“