Nocino – aus grün wird braun und stark

Publiziert: 16 Mai 2016

Nüsse, die die Verdauung anregen? Die gibt es. Im Tessin. In alkoholischer Form. Genannt wird der Zaubertrank "Nocino" – Nüsschen – und wird aus noch unreifen Walnüssen hergestellt.

Sehen wir Trauben, denken wir an Wein. Sehen wir Kirschen, denken wir an Kirsch. Sehen wir Walnüsse, denken wir an Nocino. Um Himmels willen, was ist nur mit uns los? Wo wir hinsehen, denken wir an Alkohol. Und es bleibt nicht einmal beim Schauen und Denken. Wir wollen ihn kosten, wollen das wohltuende Brennen in der Kehle spüren, die sich ausbreitende Wärme fühlen. Sind wir Neuzeitmenschen alle süchtig, gar dekadent? Aber nein, wo denken Sie hin. Die Sache mit dem Alkohol ist keine moderne Erscheinung. Es gibt sie schon lange, denn Alkohol ist ein natürlicher Stoff. Er entsteht auch ohne Einwirkung des Menschen in der Natur. Sogar Tiere berauschen sich gerne an gärenden Früchten.

Mittel gegen Ängste und Hemmungen


Man vermutet, dass Alkohol schon vor Urzeiten dazu verwendet wurde, Ängste vor Naturgewalten und den Ungewissheiten des Lebens zu mindern sowie zwischenmenschliche Kontakthürden zu beseitigen. Das ist wohl noch heute so. Dazu kommt die Lust auf Genuss. Und genau darum geht es beim Nocino. Er ist Genuss pur. Für Tessinreisende ist der sogenannte Ratafià so etwas wie ein Geheimtipp. Der dunkelbraune Digestif schmeckt entschieden nach Walnüssen, doch am Gaumen bleibt auch eine gewisse Frische. Sie erinnert daran, dass der Nocino in den meisten Gasthäusern hausgemacht ist. Je nach Rezept hat der süsse sirupartige Verdauungslikör zwischen 40 und 45 % Alkoholgehalt.

Aus unreifen Früchten wird feiner Likör


Nocino wird aus unreifen Walnüssen gewonnen, die noch in ihrer grünen Fruchthülle stecken. Gesammelt werden sie bereits zu Beginn des Sommers, wenn sie noch weich sind. Die Nüsse werden in Scheiben geschnitten und bis zu vier Tage lang unter einer Zuckerschicht in einem Glasbehälter in der Sonne stehen gelassen. Dabei tritt Flüssigkeit aus den noch jungen Nüssen, die sich im Laufe der Zeit mit dem Zucker vermischt. Nach Ablauf der vier Tage wird starker Alkohol hinzugegeben, meist Grappa. Die Mischung wird nun zwischen 40 Tagen und zwei Monaten in der Sonne gelassen, wobei die Behälter täglich geöffnet werden und das Gebräu kontrolliert und gerührt wird. Und ist der Nocino dann endlich genussbereit, zögern Sie nicht. Nehmen Sie einen Schluck oder auch zwei. Es schadet nicht. Im Gegenteil.

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