Vor 200 Jahren wurde mit der Einweihung der “Kommerzialstrasse” über den San-Bernardino-Pass der Weg für Reisende geebnet.

Bei aller Schönheit: Das Misox ist auch ein Verkehrskorridor von Nord nach Süd und umgekehrt. Das macht die Region gut erreichbar, und zwar das ganze Jahr über. Ob von Zürich aus oder von Mailand, in zwei Stunden ist man mitten in der herrlichen Südbündner Natur. Und von Bellinzona aus ist es quasi um die Ecke (und zugegebenermassen nach einige Serpentinen). Schon lange bevor der Pass im 15. Jahrhundert den Namen San Bernardino erhielt – zuvor war er Mons Avium oder Vogelberg genannt worden –, soll er bereist worden sein.

Es wurde schnell gehandelt

Anfang des 19. Jahrhunderts fehlte es in Graubünden, wie auch im Rest der Schweiz, an Getreide beziehungsweise leistungsfähigen Verkehrsverbindungen, um dieses über die Alpen zu kutschieren. Die Menschen litten an Hunger, die Bündner Regierung handelte. Der Strassenbauer und Tessiner Staatsrat Giulio Pocobelli sollte ein Projekt für den Bau einer sechs Meter breiten Strasse vom Tessin über den San-Bernardino-Pass nach Chur ausarbeiten. “Innerhalb weniger Tage schritt Pocobelli die rund 100 Kilometer lange Strecke ab und legte die Strassenführung im Gelände fest”, schreibt das Bundesinventar der historischen Verkehrswege der Schweiz (IVS).

Der Alpenübergang verbindet

Das Projekt wurde realisiert, die “Kommerzialstrasse” vor 200 Jahren eingeweiht, 1823. Gleichzeitig wurde das erste Hospiz erbaut. Der San Bernardino war damit dem Gotthard voraus. Die neue Verbindung von Flüelen ins Tessin wurde erst einige Jahre später für Frachtwagen und Postkutschen geöffnet.
Noch heute verbindet die Strasse über den San-Bernardino-Pass die Menschen, und sie ist eine aussichtsreiche Alternative zum Tunnel. Es ist herrlich, auf der Höhe von über 2’000 Metern eine Pause zu machen, einen Kaffee zu trinken und das Bergpanorama zu geniessen. Zu bewundern sind auf der Strecke auch noch Zeugnisse der Strassenbaukunst aus dem 19. Jahrhundert.