Friedliche Teigtaube im Anflug

Publiziert: 28 März 2021

Ostern naht und mit ihm die Lust auf lukullische Spezialitäten. Wer im Tessin die Auferstehung Jesu feiert, darf sich die süsse Colomba di Pasqua nicht entgehen lassen.

Wieso sind Menschen eigentlich seit jeher felsenfest davon überzeugt, dass Gott das Töten anderer Menschen nicht nur goutiert, sondern sich immer auch auf die “richtige” Seite schlägt? Dass diese Frage hier gestellt wird, ist übrigens kein journalistischer Fauxpas, sondern überaus berechtigt. Denn wenn Menschen nicht glaubten, dass Gott ihnen bei ihren Schandtaten zur Seite stünde, hätten wir heutzutage an Ostern womöglich keine köstliche Friedenstaube auf dem Tisch.

Aus Krieg wird Gaumenfreude


So ist es. Am Anfang dieses Gebäcks stand nämlich sehr wahrscheinlich eine Schlacht, und zwar diejenige bei Legnano – einer etwa 30 Kilometer nordwestlich von Mailand gelegenen Stadt. Am 29. Mai 1176 trafen hier die im Lombardenbund vereinten norditalienischen Kommunen auf das Heer von Kaiser Friedrich I, genannt Barbarossa. Aus der blutigen Auseinandersetzung kamen die Lombarden als Sieger hervor. Warum sie und nicht die anderen? Der Legende nach deshalb, weil kurz vor der entscheidenden Schlacht zwei Tauben im Lager der norditalienischen Soldaten landeten. Sie wurden als gutes Omen gedeutet. Egal, wie es war, die Geschichte hat uns jedenfalls ein köstliches Ostervergnügen beschert: die Colomba di Pasqua.

Aufgepeppte Colomba di Pasqua


Der aus Hefeteig bestehende Friedensvogel kann eine maximale Spannweite von einem halben Meter erreichen. Solche Riesenexemplare sind aber selten zu finden. Das Gebäck besteht aus einem üppigen Teig aus Eigelb, Butter, Milch, Zucker, Mehl, etwas Salz und Hefe. Der klassischen Colomba wird zum guten Schluss eine Glasur aus Eiweiss und Zucker verpasst, damit sie auch wirklich einer weissen Friedenstaube ähnelt. Das klassische Rezept wurde im Laufe der Zeit durch zusätzliche Köstlichkeiten aufgepeppt: Orangeat oder Zitronat, Nüsse, Rosinen, Trockenobst oder sogar Schokolade. Am Anfang stand eine Schlacht, am Schluss der Genuss.

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