Sie spriessen wie Pilze aus dem herbstlichen Boden, die Tessiner Kastanienfeste. Am Wochenende feiert Muggio die Marone.

Was kann man über die Kastanie noch sagen oder schreiben, was nicht alle schon wissen? Dass es das Hauptnahrungsmittel der armen Tessiner Landbevölkerung war? Nichts Neues. Dass aus der braunen Frucht Köstlichkeiten wie Flocken, Pasta, Mehl und Honig gemacht werden? Kalter Kaffee. Dass der Südkanton jeden Herbst wieder vom Marronifieber befallen wird? Längstens bekannt. Bekannt schon, aber...

... doch gut zu wissen

Denn was gibt es Schöneres, als an einem sonnigen Oktoberwochenende bei einem Säckchen gerösteter Kastanien zusammenzusitzen? Okay, Sie könnten jetzt einwenden, dass man es sich auch bei einem Teller Wild oder einer Kürbiscrème-Suppe gemütlich machen kann. Natürlich. Da gibt es nichts zu widersprechen. Aber es sind halt keine Marroni. Wenn sie heiss in der Hand liegen, schwarze Ränder unter den Fingernägeln und Brandbläschen auf der Zunge hinterlassen, dann ist das Abenteuer pur. Dieses Freiheitsgefühl kann einem kein Wildschmaus der Welt vermitteln. Richtig? Na eben. Andernfalls würden die Kastanienfeste ja nicht so boomen.

Eine heisse Versuchung

Am nächsten Sonntag gibt es die edle Armenfrucht im Muggiotal zu kosten. Dort, am südlichsten Zipfel der Schweiz, wo sonst der Zincarlin und die Mühle von Bruzella für Schlagzeigen sorgen. Sonst, wie gesagt, aber eben nicht jetzt. Denn jetzt ist es die Kastanie, die auf dem Rost liegt und unwiderstehlich süsse Rauchschwaden gen blauen Himmel schickt. Im Valle di Muggio wird jedes Jahr einer anderen Gemeinde die Ehre zuteil, das Kastanienfest auszurichten. Heuer ist der gleichnamige Ort an Reihe. In Muggio wird also das Feuer entfacht. Ab 13.30 Uhr sind die ovalen Buchennüsse genussbereit. Kastanie – die heisseste Versuchung seit es den Herbst gibt.