Das Knarren des Mühlrads erinnert an längst vergangene Zeiten. In Bruzella im Muggiotal und im Mulino del Daniello bei Coldrerio lebt im Südtessin die Vergangenheit wieder auf. Aus feinstem Maismehl entsteht duftende Polenta.

Seit die letzten Müller weg sind, hat die Feuchtigkeit dem Mühlrad zugesetzt, und der Rost setzte sich im Getriebe fest. Das 19. Jahrhundert, schreibt Ivan Camponovo in seinen Ausführungen über die Geschichte des Mulino del Daniello bei Coldrerio, scheine weit entfernt, eine abstrakte Epoche. Und dennoch liege sie gleich hinter uns. "Wenn wir uns umdrehen, können wir noch ihre Geräusche und Gerüche, die Befürchtungen und Hoffnungen unserer Vorfahren erkennen."

Die Vergangenheit neu erzählt

Die Daniello-Mühle ist eines der Schmuckstücke im Park des Valle della Motta, einer ruhigen Naturoase im sonst verkehrs- und lärmgeplagten Südtessin. Ivan Camponovo hat die Vergangenheit des Gebäudes, das zu einem didaktischen Zentrum über Umwelt, Energie und Landwirtschaft ausgebaut werden soll, anhand handgeschriebener Dokumente nachrecherchiert. Entstanden ist eine Erzählung, in der die Familie Galli – die langjährige Müllersfamilie – die Hauptrolle einnimmt.

Wo sich noch regelmässig das Mühlrad dreht

Dem Zahn der Zeit ein Schnippchen geschlagen hat man auch in Bruzella, im Muggiotal, wo die Mühle heute wieder regelmässig in Betrieb ist. Als Teil des Regionalmuseums, das seine Räume in Cabbio, seine ethnografischen Besonderheiten aber über die gesamte Landschaft verteilt hat, ist sie ein beliebtes Ausflugsziel. Das dort gemahlene Mais ist in verschiedenen Geschäften und Restaurants der Region erhältlich – als feines Mehl oder als leckere Polenta.