Zu Besuch bei Urmels Ahnen

Publiziert: 28 September 2014

Das Fossilienmuseum in Meride beherbergt eine weltweit einmalige Sammlung versteinerter Abdrücke, die vom nahen UNESCO-Weltnaturerbe Monte San Giorgio stammen.

Die Paläontologie ist die grosse Passion von Doktor Zwengelmann, des schrulligen Wissenschaftlers im Kinderbuch- und Filmklassiker “Urmel aus dem Eis”. “Es ist allgemein bekannt”, doziert Zwengelmann dort, “dass das Urmel nie existiert hat.” Das Urmel! Wer es kennt, liebt das freche Urvieh. Wer es nicht kennt: Es handelt sich um einen sprechenden Dino aus der Kreidezeit. Ein Ei übersteht das Massensterben der Saurier gegen Ende jenes Erdzeitalters. Aus dem schlüpft das Urmel.
In der Realität ist es natürlich undenkbar, dass aus so archaischen Phasen der Erdgeschichte Leben überdauert haben könnte. Das gilt umso mehr für das vorangegangene Zeitalter des Jura (Blütezeit der Dinosaurier) und, noch früher, der Trias. Überdauert haben allerdings versteinerte Abdrücke der Lebewesen, die zu Urzeiten unseren Planeten besiedelten.

Ein Meer von Sauriern


In rauen Mengen finden sich diese Fossilien auf und rund um den Monte San Giorgio im Süden des Kantons. Nach neusten Forschungen sind sie zwischen 243 und 239 Millionen Jahre alt. Das Gebiet zählt zu den wichtigsten Fossillagerstätten der Welt, so zahlreich sind die Funde, so hervorragend erhalten. Die Einmaligkeit des Ortes beruht aber vor allem auf den fünf übereinander lagernden Schichten, aus denen sich die Evolution der Organismen während der Trias ablesen lässt. Die enorme paläontologische Bedeutung des Monte San Giorgio wurde durch seine Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO gewürdigt, 2003 des schweizerischen Gebiets, 2010 des italienischen. Die beiden Staaten sind verpflichtet, dieses einmalige Naturerbe von globaler Bedeutung zu schützen und für kommende Generationen zu erhalten. Mit der Eröffnung des Fossilienmuseums in Meride vor zwei Jahren entstand im Rahmen dieses Bestrebens ein Meilenstein. Der Tessiner Star-Architekt Mario Botta höchstpersönlich hatte sich der schwierigen Aufgabe angenommen, den besten und aussagekräftigsten Funden eine Heimat zu geben, die architektonische Schönheit, Erhalt des historischen Ortskerns sowie wissenschaftliche und technische Anforderungen vereinte.

Versteinerter Heisshunger


Entstanden ist ein eleganter, moderner Bau mit faszinierendem Inhalt. Die Zeitreise beginnt im ersten Stock mit den ältesten Lebewesen der Trias, grösstenteils Wasserbewohner, denn damals war das Tessin noch vom Tethys-Meer bedeckt: Saurier, Fische und Verwandte, Ammonoideen, Muscheln und Krebse. Mit sechs Metern Länge muss Besanosaurus Ieptorhynchus ein mächtiger Jäger gewesen sein. Ein Saurichthys Curionii, dem ein kleinerer Artgenosse im gefrässigen Rachen steckenblieb, gehört zu den Attraktionen im zweiten Geschoss. Es widmet sich neben den Fossilien auch ihrer früheren Umgebung. Fossilien der Oberen Trias und des Unteren Jura lagern unterm Dach.
Einen guten Überblick über das Museum bietet der kürzlich erschienene “Führer zum Fossilienmuseum des Monte San Giorgio”, darin viel Wissenswertes und Erstaunliches zur Vorbereitung auf einen spannenden Tag in der Urzeit, als Begleitmedium oder zum Vertiefen danach. Derzeit in Planung sind ein Audioguide sowie weitere interaktive Hilfsmittel für die Besucher. Wie sang doch der beschwipste Doktor Zwengelmann im zweiten Urmel-Film: “Schön war die Kreidezeit, sie kommt nicht wieder!” Die Trias auch nicht. Aber einen Einblick können wir in Meride allemal nehmen.

Info

Fossilienmuseum des Monte San Giorgio
Via Bernardo Peyer 9
6866 Meride
+41 91 640 00 80
info@montesangiorgio.org
www.montesangiorgio.org
www.mendrisiottoturismo.ch
www.ticino.ch

Preis
Erwachsene CHF 12.-, Kinder bis 6 Jahre gratis, von 6 bis 16 Jahren CHF 6.- Studierenden/ AHV/IV-Ausweis CHF 8.-

Wann

Di-So 09.00-17.00 Uhr; geschlossen: montags sowie am 25. Dezember und 1. Januar

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