Normalerweise bekommt niemand die privaten Kunstschätze Ivo Soldinis zu Gesicht – ausser zurzeit in Rancate.

Verschlossene Türen und geheime Kammern üben einen unwiderstehlichen Reiz aus. Seit vielen Jahren schon bemüht sich die kantonale Pinacoteca Züst in Rancate (Kreis Riva San Vitale), die verborgenen Privatsammlungen im Kanton der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit den Skulpturen und Gemälden des Tessiner Malers und Bildhauers Ivo Soldini aus Ligornetto ist der Galerie ein weiterer Erfolg gelungen.

Kostbarkeiten aus Tessiner Ateliers

Die Sonderausstellung "Le stanze svelate – die enthüllten Gemächer" vom 7. Mai bis 27. August umfasst ererbte Stücke aus dem Besitz von Soldinis Vorfahren – auch sie schon grosse Verehrer der schönen Künste. Ausserdem werden Werke gezeigt, die er selbst zusammengetragen hat, sei es durch Kauf oder Tausch. Insbesondere Schöpfungen des 18. und 19. Jahrhunderts galt und gilt Soldinis Interesse. Zu bewundern sind vor allem Skulpturen und Bilder aus den Ateliers Tessiner Künstler, etwa des Bildhauers Vincenzo Vela. Mit Pablo Picasso, Paul Klee, Marino Marini, dem Avantgardisten Lucio Fontana und dem Kubisten Ossip Zadkine sind aber auch internationale Grössen vertreten.

Kaufmann mit Herz und Sinn für die Kunst

Doch nicht nur wegen der Sonderausstellung lohnt die Fahrt. Die Pinacoteca Züst ist jederzeit sehenswert. Ihre Existenz verdankt sie dem Kaufmann Giovanni Züst (Basel 1887 – Rancate 1976), der dem Kanton seine Villa samt seiner wertvollen Privatsammlung mit rund 100 Gemälden und circa 200 Zeichnungen schenkte, darunter drei Meisterwerke des Caravaggio-Schülers Giovanni Serodine aus Ascona. Auch nördlich des Gotthard hat man Züst viel zu verdanken. So vermachte er dem Museum Sankt Gallen kostbare Silberobjekte, griechische und etruskische Artefakte aus seinem Besitz bildeten den Grundstock des Antikenmuseums Basel.