Max Frisch beschrieb ein abgeschnittenes Bergdorf. Ist es Berzona, in dem der Autor lebte und das am Themenweg liegt?

“Welches Wort passt nicht in die Reihe”-Rätsel sind beliebt, um die Kombinationsfähigkeit und das logische Denken zu testen. Wären die Orte Berlin, Berzona, New York, Rom und Zürich aufgelistet, würden die meisten sofort annehmen, dass Berzona nicht ins Muster passe. Was soll das abgelegene Tessiner Dorf schon mit den pulsierenden Grossstädten gemein haben? Und doch: Ebenso kann New York, das auf einem anderen Kontinent liegt, nicht in die Reihe passen. Jedenfalls weisen alle eine Gemeinsamkeit auf: Max Frisch lebte an allen fünf Orten. Berzona wurde dem Schweizer Schriftsteller zum Refugium, zum Ort, an dem er, wie er sich wünschte, “ausserhalb von allem sein” konnte.

Schriftsteller und Architekt

1964 kauft er im wenige Kilometer von der italienischen Grenze entfernten Dorf, in dem es nicht einmal eine Bar gibt, ein Steinhaus. Die Planung des Umbaus ist kein Problem, schliesslich ist Frisch auch Architekt. Und er setzt mit Der Mensch erscheint im Holozän seinem Wahl-Tal zudem ein literarisches Denkmal. Protagonist der Erzählung, die im deutschen Sprachraum im Gegensatz zu den USA anfangs eine geringe Resonanz erfuhr, ist “Herr Geiser”. Seit dem Tod seiner Frau wohnt er zurückgezogen in einem Tessiner Bergdorf.

Gedächtnisschwäche und Ausbruchsstimmung

Als ein tagelanges Unwetter wütet, befürchtet der Rentner aus Basel, dass der Berg durch den vielen Regen ins Rutschen kommen und das Dorf verschütten könne. Zunächst kämpft er gegen seinen fortschreitenden Gedächtnisverlust an und beschliesst dann, einen Fluchtversuch zu starten. Auf Max Frischs beziehungsweise Herrn Geisers Spuren kann man heute noch wandern. Der knapp sieben Kilometer lange Themenweg Auf den Spuren des Herrn Geiser startet und endet in Loco, das mit dem Postauto zu erreichen ist, führt an Berzona vorbei und durch wunderschöne Landschaften. Die idyllischer sind als New Yorks Central Park.