Wo die Herrschaften anders ruhen

Publiziert: 31 Oktober 2014

Beinhäuser und Friedhöfe sind nicht immer nur Ausdruck von Demut. Sie können auch Herrschaftsverhältnisse aufzeigen. Da findet sich alles. Ein Besuch in Ascona und im Maggiatal.

Die Reise beginnt in Ascona, auf dem Friedhof. Danach geht es weiter Richtung mittleres Maggiatal. Die Totenwoche ist im Tessin an gewissen Orten noch eine traditionelle Verbindung zu den Ahnen. Besonders die ältere Generation weiss noch von den Gebräuchen. Da wird das so genannte Totenbrot auf die Gräber gebracht oder vor dem Haus hingelegt, damit die Geister der Ahnen nicht darben müssen – aber es sich auch nicht einfallen lassen sollten, zu Besuch ins traute Heim zu kommen. Auch für Unterhaltung ist gesorgt. Am 1. November gehen die Dorfmusiken noch immer auf die Friedhöfe spielen.

Wo Ivan Desny seine letzte Ruhestätte fand


In Ascona hat die Ortsverwaltung zusammen mit dem örtlichen Kunstmuseum eine Art von "Who’s who" der prominenten Ahnen erstellt und in der Broschüre gar den Ort eingezeichnet, an dem sie ruhen. Da finden sich Namen wie Marianne Werefkin (Malerin), Carl Weidemeyer (Bauhaus-Architekt), Aline Valangin (Autorin), Wladimir Rosenbaum (Anwalt und Valangin-Partner), Werner Rings (Autor von "Die Schweiz im Krieg"), Hans Habe (Autor), Charlotte Bara (Ausdruckstänzerin). Dort ruhen Dimitris Eltern und der Schauspieler Ivan Desny mit seiner Frau Ghislaine. Einen Besuch wert sind jedenfalls auch die bombastischen Familiengräber der Vermögenden.

Leben, um zu sterben


Giumaglio und Coglio scheinen fast wie ein Dorf und doch sind es zwei. Der Bach Giumaglio ist die Grenze. Coglio ist eines der bevölkerungsärmsten Dörfer des Maggiatals, und dennoch erinnern dort einige prachtvolle Häuser an den Auswander-Erfolg. Kapelle und Beinhaus zeugen ebenfalls davon, dass Geld ins Tal kam. Um die kleine Kirche liegen die ältesten Häuser, jene der Auswanderer. Das Beinhaus ist demütig und skurril in einem. Immer wieder wird der Mensch mit malerisch expressivem Ausdruck daran erinnert, dass er den Kampf gegen den Tod irgendwann verlieren wird. Sehr sehenswert. Wem dennoch der Appetit bleibt oder wer Logis sucht, dem sei das dortige Öko-Hotel-Restaurant Cristallina oder das Grotto Lafranchi sehr empfohlen.

Friedhof der Herrschaften


Eine Viertelstunde mit dem Auto das Tal Richtung Cevio weiter hoch, hält uns das kleine Dorf Someo fest. Das Dorf hat zwei Friedhöfe, was sehr selten ist. Noch im Tod spielt der Klassenkampf. Der erste Friedhof ist als Nachfolge für den Pfarreifriedhof von der Gemeinde erstellt worden; der zweite wurde von einem in Kalifornien reich gewordenen Dörfler initiiert, um dort jene aufzunehmen, die zu den "Gewinner-Familien" der Auswanderung gehörten. Deshalb nennt der Volksmund ihn den Friedhof der Herrschaften. Nun, seit dem Jahr 2005 gehört auch er der Gemeinde. Das Beinhaus des Orts verfiel leider in den Jahren, die Fresken konnten mit einer Restaurierung nur noch stellenweise gerettet werden. Auch in Someo findet sich übrigens ein typisches Quartier der glücklichen Glücksritter, die den Daheimgebliebenen mit Protz und Prunk ihren Erfolg demonstrierten.



Info

Ente Turistico Lago Maggiore
Largo Zorzi 1
6600 Locarno
+41 848 091 091
info@ascona-locarno.com

www.ascona-locarno.com
www.ticino.ch

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