Die Schlacht der grossen Steine

Publiziert: 13 April 2014

In Yrnis haben sie ein grosses Heer besiegen können. Heute lassen moderne Reisende den frühchristlich-kommunitären Flecken meist unbeachtet liegen. Zu Unrecht.

Einst war Giornico heiss umkämpft, weil es strategisch wichtig auf der Gotthardroute gelegen war. Die Winterhelden von Yrnis wissen da einiges darüber zu erzählen. Dort, in Yrnis oder Giornico, hatte sich dank Aufopferung und Einfallsreichtum eine kleine Verteidigungssoldateska von Eidgenossen und Leventinern gegen eine riesige Übermacht von Mailänder Söldnern behaupten und das Angriffsheer in die Flucht schlagen können. Die Schlacht der grossen Steine heisst sie. Ginge es nach dem jungen Romanautoren Vaucher, müsste sie die Schlacht der vereisten Zugangswege heissen. Damit wurde die Leventina von den Einwohnern zusammen mit den Urnern im 15. Jahrhundert Mailand in einer siegreichen Schlacht abgetrutzt. Der "Schlacht dei Sassi grossi" ist dort ein Denkmal an der Kantonsstrasse gesetzt. Später wurde Giornico politischer und religiöser Hauptort der Leventina. In Zeiten der schnellen Verbindungen wird der Ort zu Unrecht etwas vergessen. Ein Tourhalt auf der Kantonsstrasse ist zumindest lohnenswert und eröffnet einem bauliche Wunderwerke. Über zwei Brücken gelangt man auf die jeweils andere Seite oder auf die mittlere Insel, zwischen denen der Ticino durchfliesst.

Die sieben Kirchen



Giornico ist wohl der Tessiner Ort, wo auf kleinster Fläche die meisten Kirchen stehen. Sieben sind es, und sie heissen San Nicolao, San Pellegrino, Santa Maria del Castello, San Michele (Pfarrkirche), San Carlo Borromeo, Santa Maria di Loreto, Santa Maria Maddalena. Will man die Kirchen besuchen, muss man sich vorher die Schlüssel holen. Sie sind nur selten einfach geöffnet. Von der Lage her die eindrücklichste Kirche ist die Santa Maria del Castello, welche auf dem Hügel thront. San Michele, die bombastischste, ist zugleich der Pfarreisitz und wurde im Barock ausgebaut. Sie beherbergt einen aus der nordischen Kultur stammenden romanischen Altar. Die geheimnisvollste und am stärksten ein Zeugnis für das frühe Christentum ablegende ist jedoch die Kirche San Nicolao am Bahngleis. Sie gilt als eine der ersten Kirchen des Tessins. Die Säulen werden von ebenso mysteriösen Tieren getragen wie die der San Vittore in Muralto. Ihre Bedeutung wird im Buch von Francesca Selcioni ("Le pietre raccontano", Dadò-Verlag) erklärt. 


Die zwei Museen



Genau bis zum 17. Mai 2014 bleibt das Volkskundemuseum in der Casa Stanga wegen dem Um- und Ausbau noch geschlossen. Dann kann es in neuem Kleid über alte Mären berichten. Die Tessiner Zeitung bringt ihren Lesern in einem Porträt die Menschen, die sich diesem Kulturerhalt verschreiben, etwas näher. Die grosszügige Renovation soll Nutzen und Ästhetik der zeitgenössischen Auffassung darlegen. Am Nordeingang des Dorfes Giornico, zwischen dem Fluss Ticino und der Bahnlinie, befindet sich das Museo "La Congiunta", ein moderner Bau des Architekten Peter Märkli (1992). Hier sind Reliefs und Skulpturen des Bildhauers Hans Josephsohn (Zürich) untergebracht. Die Werke sind zwischen 1950 und 1991 entstanden. Den betreffenden Katalog gibt es auf Deutsch und Italienisch für CHF 30.-. Das Museum hat das ganze Jahr geöffnet, die Schlüssel für einen Besuch holt man im Restaurant “Giornico”, Tel. +41 91 864 22 15. Nahe der Kantonsstrasse finden wir auch das Turmhaus des Bischofs Attone.

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