Rare Kuriositäten, kuriose Raritäten

Publiziert: 22 Juni 2014

Neben steilen Berghängen und blühenden Wiesen gibt es im Bleniotal Kurioses und Rares zu entdecken. Blechdosen, wappenübersäte Fassaden und ein kleines Rundhaus.

Jedem das Seine und "mier a chli meh", wird sich Franco Grassi vielleicht gedacht haben, als er seine Dosensammlung stetig anwachsen sah. Inzwischen nennt er 4’000 Stück sein Eigen und stellt sie im speziell dafür eingerichteten Museum in Aquila aus. Seine Blechbüchsen erzählen von vergangenen und gegenwärtigen Zeiten und spiegeln die sich verändernden Gewohnheiten der Gesellschaft. Während die reich verzierten Dosen früher wieder- und wiederverwendet wurden, werden sie heute nach ihrer eigentlichen Zweckerfüllung meist ohne Wehmut entsorgt. Wenn sie Glück haben, landen sie nicht im Mülleimer, sondern in Grassis Obhut und damit unter die bewundernden Blicke der Besucher.

Von Wappen und Gletschern


Weniger kurios jedoch nicht minder rar ist das Ethnographische Museum in Lottigna. "Schon nur das Haus ist sehenswert", schwärmt die über die Tessiner Kantongrenzen hinaus bekannte Köchin Meret Bissegger aus Malvaglia. Der anfangs 16. Jahrhundert erbaute Palazzo steht auf noch älteren Mauern aus dem Jahr 1461. Die freskenverzierte Fassade des Gebäudes zeigt die Familienwappen der Landvögte aus den drei eidgenössischen Urkantonen, welche 300 Jahre lang mit eiserner Hand über die Valle di Blenio herrschten. Innen sind die gemalten Wappen der ortsansässigen Patrizier zu sehen. Noch bis zum 2. November läuft die Ausstellung "Gletscher gestern – heute – morgen". In eindrücklichen Bildern und Texten erläutert sie die aktuellen klimatischen Veränderungen und dokumentiert, wie die heutige Landschaft unter der ehemals dicken Eisschicht ihre Form erlangte.

Armer begnadeter Fotograf


Auch der Weiler Corzoneso, der seit 2004 zu Acquarossa gehört, habe ein kleines, schmuckes Bijou vorzuweisen, verrät Bissegger. Die aus dem Ende des 18. Jahrhunderts datierende Casa Rotonda wurde ursprünglich als Dorfschule erbaut. Heute beherbergt das runde, turmähnliche Haus Roberto Donettas Fotoarchiv. Der 1865 geborene Blenieser sah sich als junger Mann gezwungen, seine Heimat zu verlassen, um die neunköpfige Familie zu ernähren. Als Marroni- und Samenverkäufer fristete er ein hartes, entbehrungsreiches Leben. Ehefrau und Kinder verliessen ihn schliesslich trotzdem, um nach Frankreich auszuwandern. Was ihm blieb, war seine Leidenschaft für die Fotografie. Seine Bilder geben nostalgische Einblicke in den damaligen Arbeitsalltag, in das gesellschaftliche Leben und die natürliche Schönheit des Sonnentals. Vor allem aber beweisen sie, was für ein begnadeter Künstler Donetta doch war. Die beeindruckend hohe Qualität seiner Werke lässt ihn zu einem der besten Tessiner Fotografen seiner Zeit werden.

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