Nicht weit von Bellinzona entfernt liegt ein stiller Ort, der das Herz von Entdeckern und Geschichtsinteressierten höherschlagen lässt.

Prada ist nicht nur eine Grösse in der Modewelt, nicht nur hochwertiges Leder und geschmeidige Stoffe. Es ist auch Steine und Mauerwerk. Prada nennt sich nämlich ein sagenumwittertes Ruinendorf, das über Ravecchia liegt und einst zu Bellinzona gehörte. Dank der 2016 gegründeten Fondazione Prada wird es schrittweise wieder zu Leben erweckt. So wurden in den vergangenen Jahren beispielsweise Brücken entlang der Wege nach Prada erneuert und Teile des Mauerwerks wieder aufgebaut, damit die betreffenden Gebäude klar erkennbar sind. Rekonstruiert werden aber nur die Teile, von denen man weiss, wie sie gebaut worden waren. Erfunden wird nichts.

Möglicherweise Lazarett für Pestkranke

Die ersten Bewohner sollen sich Ende des 13. Jahrhunderts im Dorf niedergelassen haben, vielleicht sogar früher. Bislang ungeklärt ist ausserdem, wann und warum es aufgegeben wurde, seine Einwohner nie mehr zurückkamen. In der Geschichte führen beispielsweise Naturereignisse wie Überschwemmungen, Kälteperioden oder auch schlechte landwirtschaftliche Erträge immer wieder dazu, dass so etwas passiert. Vollständige Informationen fehlen zudem darüber, ob Prada tatsächlich, wie eine Vermutung lautet, als Lazarett für Pestkranke diente.

Zu Fuss zum stillen Dorf

Eines lässt sich jedoch mit Gewissheit sagen: Die Häuser von Prada waren einfach, hatten weder einen Keller noch einen Kamin. Aber sie waren solide. Beim Bau wurde fester Mörtel benutzt, die Steine wurden sorgfältig bearbeitet und fachgerecht eingefügt. Erreichbar ist der auf rund 580 Metern Höhe gelegene mystische Ort zu Fuss über verschiedene Wege. Der kürzeste ist der Bergpfad ab Serta, oberhalb von Giubiasco gelegen. Nur der letzte Abschnitt ist anstrengend. Dafür wird man mit einer tollen Aussicht belohnt. Auch von der Burg Sasso Corbaro führt ein Weg über Pian Laghetto nach Prada sowie vom Spital San Giovanni in Bellinzona.