Prozession von Leonticas Miliz

Publiziert: 16 Juni 2013

Auf dem Schlachtfeld von Beresina legten ihre Vorfahren 1812 ein Gelübde ab. Noch heute halten sich die Blenieser daran.

Seit zwei Jahrhunderten marschieren Tessiner Männer aus dem Dorf Leontica im Bleniotal jedes Jahr zum Johannistag im Rhythmus der Tambouren durch die Dorfstrassen. Auch dieses Jahr gedenken sie am Sonntag, den 23. Juni, mit einer Prozession und einer Salve ihrer Vorfahren, die 1812 in der Schlacht von Beresina kämpften. Damals hatten die jungen Männer aus dem Bleniotal ein Gelübde abgelegt: Die Tessiner Soldaten gelobten vor 200 Jahren, eine ständige Miliz einzurichten, falls sie dem Gemetzel entrinnen und heil nach Hause zurückkehren würden. Die Miliz sollte jeweils in den alten Uniformen die kirchliche Prozession begleiten und am Standbild der heiligen Jungfrau oder des Schutzheiligen Wache halten. Bis heute halten sich die Männer aus dem Bleniotal an den Schwur ihrer Ahnen und prozessieren jährlich mit ihren leuchtend roten Uniformen.

Keine Folklore für Touristen


Ausser den Milizen von Leontica haben nur die Bewohner Aquilas und Ponte Valentinos die Tradition bis heute weitergeführt. Die Blenieser Milizen sind einzigartig in der Schweiz, auch weil sie nicht als touristisches Instrument missbraucht wurden. Im Gegenteil, wie der Präsident der Milizen von Leontica, Denys Gianora, der Tessiner Zeitung erklärte: “Für uns ist es keine Folklore. Wir sind mit Herz und Seele in den Blenieser Milizen. Wir machen die Umzüge nicht für die Touristen.” Denn die Prozessionen sind keine freudigen Anlässe, sondern es gehe um das Gedenken der Blenieser Soldaten, die den Russlandfeldzug nicht überlebt hatten, und um den Dank der Nachkommen der Überlebenden. Denys Gianora, Präsident der Miliz von Leontica, betont, dass es wichtig sei, auch ausserhalb der italienischen Schweiz sichtbar zu sein, damit die Tradition überlebt.

Aufnahme in die Liste der lebendigen Traditionen


Die Milizen von Leontica stehen gemeinsam mit den Milizen Aquilas und Ponte Valentinos seit Kurzem auf der Schweizer Liste der lebendigen Traditionen. Sie gehören damit zum immateriellen kulturellen Erbe der Eidgenossenschaft. Die Bedeutung der lebendigen Traditionen unterstreicht die Schweiz mit dem Beitritt zum UNESCO-Übereinkommen zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes (16. Oktober 2008). Mit dem Beitritt verpflichtete sie sich, ein Inventar der lebendigen Traditionen in der Schweiz zu erarbeiten und periodisch zu aktualisieren.

Programm von Freitag bis Sonntag


Die Feierlichkeiten beginnen dieses Jahr am Freitag, den 21. Juni um 21.00 Uhr im Festzelt, am Samstag findet um 16.00 Uhr der Umzug der Miliz und um 17.00 Uhr der Gottesdienst statt. Anschliessend wird im Festzelt mit der Musik des Orchesters "I Fusi Orari di Luca e Andrea" gegrillt und gefeiert. Das eigentliche Fest zum Johannistag wird dann am Sonntag, den 23. Juni, begangen. Bereits um 9.00 Uhr morgens ziehen die Tambouren durch die Strassen Leonticas. Um 10.30 Uhr findet die Messe statt, die von einem Mittagessen gefolgt wird. Um 14.30 Uhr ziehen die Milizen durchs Dorf, und um 15.00 Uhr findet schliesslich das Haupt-Event statt: Die Prozession mit dem Heiligen, die mit einer Salve zu Ehren der Verstorbenen beendet wird.

Top Tipps in der Umgebung

Cardada-Funivia-17604-TW-Interna.jpg

Cardada

31.5 km

Wetter

Freitag
12°
Freitag
22°
Samstag
24°