Bekannte Autoren kommen zum Literaturfestival unter dem Titel “Unsere Odysseen", darunter Noëmi Lerch und Bernhard Schlink.

Der Monte Verità war in der Vergangenheit Treffpunkt von Anarchisten, Weltverbesserern, Tänzern und anderen Künstlern. Am Wochenende zieht es bekannte Autorinnen und Autoren aus dem In- und Ausland auf den Berg der Wahrheit und ins benachbarte Locarno. Zur Freude der Öffentlichkeit diskutieren sie aber nicht unter sich, hinter verschlossenen Türen. Das Publikum ist dazu eingeladen, in ihre literarischen Welten einzutauchen.

Heikle Themen unserer Zeit

Der Erste, der zu Wort kommt, ist der 1955 in einem algerischen Wüstenstädtchen geborene und in Frankreich lebende Mohammed Moulessehoul, besser bekannt unter seinem weiblichen Pseudonym Yasmina Khadra. Als Mohammed Moulessehoul seine ersten Kriminalromane veröffentlichte, war er noch hoher Offizier und die Zensurbestimmungen für Armeeangehörige streng. Also wählte er "Yasmina Khadra”, die beiden Vornamen seiner Frau. Das Pseudonym hat er bis heute beibehalten.
Am Donnerstag spricht der Autor um 18.00 Uhr im PalaCinema in Locarno zum Thema “Nachforschungen am Ende der Nacht” (Französisch; Simultanübersetzung Italienisch/Deutsch). Und über seine Nachforschungen im Pariser Exil. Denn dort hat er sich an besonders heikle Themen unserer Zeit gewagt – von der US-amerikanischen Besatzung Kabuls bis zu den Lebensumständen der Frauen in Marokko.

Gerechtigkeit für Opfer

Den Abschluss macht am Sonntag um 17.30 Uhr im PalaCinema in Locarno ein Gespräch mit Carla Del Ponte auf Italienisch mit deutscher Simultanübersetzung. "Für Gerechtigkeit und Menschlichkeit” nennt sich die Debatte, in der Del Ponte unter anderem veranschaulicht, dass "die grossen Tragödien unserer Zeit zeigen, dass nur eine grundlegende Reform der Vereinten Nationen die Unabhängigkeit derer gewährleisten könnte, die davon träumen, den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen".
Das dazwischenliegende Programm – zu Gast sind u. a. Noëmi Lerch ("Grosse kleine Lebenswelten in den Alpen"), Alberto Nessi, Anna Ruchat, Uwe Timme und Bernhard Schlink – ist hier einzusehen.