Dampfzug und Antiquitätenmarkt entführen Sie einen Tag lang zurück in Mendrisios Vergangenheit.

Reisen wie in alten Zeiten. Mit langem Kleid, Handschuhen, Hut und Spitzensonnenschirm? Gestärktem Hemd, Krawatte und Zylinder? Aber nein! Reisen wie in alten Zeiten kann man auch in Jeans, T-Shirt und Turnschuhen. Denn alt bezieht sich in diesem Fall nicht auf den Modestil, sondern auf das Fortbewegungsmittel. Auf den nostalgischen Dampfzug, der am Sonntag, 8. September zwischen Mendrisio und Malnate (Italien) verkehrt. Kennen Sie einen schöneren Klang, als das prustende Schnauben einer Dampflokomotive? Dieses immer schneller werdende Tschu-tschu-tschu, das die heissersehnte Abfahrt ankündigt?

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Die Ferrovia Nord Milano erstellte zwischen 1904 und 1915 die Strecke Castellanza-Malnate-Valmorea. Obwohl deren Fortsetzung über die Schweizer Grenze hinweg schon lange im Gespräch war, konnte die Schweizerische Gesellschaft FMS (Ferrovia Mendrisio–Stabio) diese erst 1926 verwirklichen. Das Betriebsergebnis der grenzüberschreitenden Strecke war von Anfang an derart schlecht, dass der Bahnverkehr zwischen Mendrisio und Valmorea schon zwei Jahre später wieder eingestellt wurde. Während das Trassee auf italienischem Gebiet teilweise abgebaut wurde, war die Strecke Mendrisio-Stabio jedoch immer gut ausgelastet. An einigen Wochenenden fuhr sogar eine Dampf-Museumsbahn bis an die Schweizer-italienische Grenze. Dank dem Einsatz einer italienischen Partnergruppe gelang es, die abgebauten Gleise auch jenseits der eidgenössischen Grenze wieder zu erstellen. Ein Glück für alle Bahnliebhaber!

Von der Dampflok zum Antiquitätenmarkt

Nach einem feinen rustikalen Essen am Bahnhof von Malnate geht es fauchend und dampfend wieder gen Norden. Bis nach Mendrisio wohlgemerkt. Wer dort immer noch keine Lust auf die Gegenwart hat, den erwartet der Antiquitätenmarkt mitten im pittoresken Dorfkern des Hauptorts des Mendrisiotto. Schon zum 21. Mal wartet dieser mit einer überraschend reichen Auswahl an Stoffen, Büchern, Porzellan, Möbeln, Skulpturen, Vasen und Schmuckstücken aus längst vergangenen Zeiten auf. Wetten, dass kein Sammler es übers Herz bringt, mit leeren Händen den Heimweg anzutreten? Und wetten, dass er spätestens jetzt froh ist, in die Gegenwart mit ihren schnellen, bequemen und grossräumigen Transportmitteln zurückzukehren?