Hermann Hesse und Montagnola

von Regina Bucher

Hermann Hesse kam im Mai 1919, in seinem 42. Lebensjahr, nach Montagnola und fand Unterkunft in der Casa Camuzzi, die zwölf Jahre sein Zuhause bleiben sollte. Die einfache Vier-Zimmer-Wohnung im pittoresken Schlösschen wurde günstig vermietet, ideal für den unter Geldsorgen leidenden Hesse. Ohne Heizung und in schlechtem baulichen Zustand, dafür mit einer grosszügigen Terrasse und einem Balkon ausgestattet, wurde sie zu seiner neuen Heimat. Hier begann er, nach einer Zeit der Krise, begründet durch die Trennung von der Familie und seine Rolle als Kriegsgegner im 1.Weltkrieg, wieder zu schreiben und entdeckte das Malen als eine Quelle der Ruhe und der stillen Freude.

Gemeinsam mit Freunden, die im Tessin wohnten oder zu Besuch weilten, unternahm Hesse in diesem ersten Sommer im Tessin ausgedehnte Wanderungen, widmete sich mit Hingabe der Aquarell-Malerei, genoss die Sinnesfreudigkeit der Tessiner Tage und die langen Abende und Nächte in den Grotti: "Die glühenden Tage wanderte ich durch die Dörfer und Kastanienwälder, saß auf dem Klappstühlchen und versuchte mit Wasserfarben etwas von dem flutenden Zauber aufzubewahren; die warmen Nächte saß ich bis zu später Stunde in Klingsors Schlößchen und versuchte etwas erfahrener und besonnener, als ich es mit dem Pinsel konnte, mit Worten das Lied dieses unerhörten Sommers zu singen."

Erinnerung an Klingsors Sommer, 1938

In der Casa Camuzzi entstanden Klingsors letzter Sommer, Siddhartha, Narziß und Goldmund sowie zahlreiche Gedichte und Erzählungen.
1931 zog Hesse mit seiner dritten Frau Ninon in ein grosszügig gebautes Haus auf einem schönen Grundstück unweit der Casa Camuzzi. Es wurde nach den Wünschen von Hermann und Ninon Hesse gebaut; die Mittel stellte der Freund und Mäzen H.C. Bodmer aus Zürich zur Verfügung, und Hesses erhielten lebenslanges Wohnrecht in der Casa Rossa. Nach der exzessiven Zeit in den Zwanziger Jahren wurde das Leben nun ruhiger. Obwohl die Korrespondenz viel Zeit in Anspruch nahm und Hesse mit zunehmendem Erfolg immer häufiger Besucher empfangen musste, fand er Gelegenheit, sich ausgiebig um das grosse Grundstück zu kümmern. Er pflanzte Weinreben und legte Gemüsebeete an, es blühten Hortensien, Rosen und Sonnenblumen, gegen den Wald hin entstand ein kleines Bambusgehölz. Die Gartenarbeit wurde für ihn zu einer Quelle der Kraft und der Meditation: “Ich teile meinen Tag zwischen Studio und Gartenarbeit, letztere gilt der Meditation und geistigen Verdauung und wird darum einsam betrieben” schrieb Hesse 1934 an Karl Isenberg. Doch Hesses fanden auch Zeit und Kraft, sich um die vielen Hilfesuchenden, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland nach Montagnola reisten, zu kümmern. 1943 erschien Das Glasperlenspiel, wofür Hesse 1946 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde.
Hesse starb am 9. August 1962 und wurde auf dem Friedhof der Kirche Sant'Abbondio in Gentilino beigesetzt, wo er sich zu Lebzeiten eine Grabstelle gekauft hatte.

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