Magadino-Ebene: flach wie ein Tisch

Publiziert: 9 Juni 2014

Mit dem Drahtesel von der Burgenstadt Bellinzona zum mediterranen Ascona am Lago Maggiore. Was wie eine Weltreise klingt, ist tatsächlich eine einfache eineinhalbstündige Tour in der Ebene.

Wer glaubt, dass Tessin eigne sich wegen seiner vielen Berge nur für Downhill- oder Mountainbikefahrten, der irrt sich gewaltig. Eine der interessantesten Fahrradtouren verläuft praktisch komplett eben. Bei der 30 Kilometer langen Fahrt von Bellinzona nach Ascona zeigt der Kanton ein Facettenreichtum, das kaum ein Auto- oder Zugfahrer vermuten würde – ohne Schweiss und rote Köpfe zu provozieren. Bevor man sich überhaupt in den Sattel schwingt, sollte man sich ein paar Stunden nehmen und die Burgenstadt Bellinzona besichtigen. Denn diese Stadt an den südlichen Ausläufern der Alpen kontrollierte mit ihren Festungen und Mauern den Nord-Süd-Verkehr. Ascona am Lago Maggiore, der Zielort der Tour, hat ein spürbar anderes Flair. Zwischen diesen beiden Extremen, der voralpinen Festungsstadt und dem Städtchen mit mediterranem Hauch, liegen entlang von 30 Kilometern asphaltiertem Radweg Welten.

Die heute fruchtbare Ebene war früher ein bedrohliches Sumpfgebiet


Den grössten Teil der Fahrradtour von Bellinzona nach Ascona strampelt man über die Magadino-Ebene. Wie der Namen schon sagt, müssen im ehemaligen Sumpfgebiet praktisch keine Steigungen unter die Pedale genommen werden. Tendenziell ist die Fahrt sogar leicht abschüssig. Früher war die Magadino-Ebene auch als Malaria-Herd bekannt. Doch diese gefährlichen Zeiten sind längst vorbei. Der Fluss Ticino wurde begradigt, das Land urbar gemacht. Heute beherbergt die Ebene viel Landwirtschaft. Unterwegs, bei Riazzino, kann man sogar schottische Hochlandrinder mit ihren langen imposanten Hörnern grasen sehen. Einen Blick auf die Ebene, wie sie früher einmal war, erlaubt das Naturschutzgebiet "Bolle di Magadino". Neben seiner Funktion als Lebensraum für allerhand Reptilien, dient das Flussdelta am Lago Maggiore beim Fischerdörfchen Magadino vor allem Zugvögeln als Rastplatz, vor oder nach der anstrengenden Überquerung der Alpen. Die Bolle di Magadino liegen nur wenige Kilometer abseits vom Radweg. Da die Tour nicht mehr als eineinhalb Stunden (ohne Rast) dauert, liegt ein Abstecher bei einem Tagesausflug durchaus drin.

Mit dem ersten Blick auf den See beginnt der mediterrane Teil der Tour


Ein weiteres Highlight der Tour ist das erste Glitzern des Lago Magiore. Eingekeilt zwischen hohen Bergen, verströmt der See eine mediterrane Ferienatmosphäre. Bei der Fahrt an der Seepromenade zwischen Tenero und Locarno fühlt sich der italienisch-schweizerische Binnensee fast an wie eine Mittelmeerbucht. Kleine Restaurants und Cafés laden zu einer kurzen Pause. An der Seepromenade darf allerdings nur mit Schritttempo gefahren werden. Wer es eilig hat, oder gar ein E-Bike fährt, sollte den offiziellen Schildern folgen und durch die Quartiere von Locarnos Vororten fahren. Zwischen Locarno und Ascona bekommen auch die schnellen Fahrer den See genug zu sehen.

Hart erstrampelte Abkühlung im See oder wohlverdientes Wellnessbad


Wer trotz der recht einfachen Strecke unterwegs einen roten Kopf bekommt, kann sich im See oder in einem der Schwimmbäder unterwegs abkühlen. Das Seeufer ist vor Locarno leicht zugänglich und flach. In Locarno selbst gibt es verschiedene öffentliche Strände, das Lido, das auch ein Warmwasserbecken und ein Hallenbad hat, das benachbarte Saline Wellnessbad oder das Lido von Acsona. Für Kulturinteressierte bietet Locarno allerhand. Die etwas höher gelegene Altstadt ist unbedingt einen Ausflug wert. Doch auch Ascona, das ehemalige Fischerdorf, das sich mittlerweile zu einer touristischen Destination mit unzähligen Gallerien, schmucken Läden in den Gässchen und einem wahren Panoptikum an gastronomischen Alternativen gemausert hat, ist eine längere Verweildauer wert.

Wer sein Fahrrad nicht schleppen will: E-Bikes, Mietvelos oder Veloverlad


Wer nicht sein eigenes Velo im Ferienhäuschen im Raum Locarno oder Bellinzona parkiert, muss trotzdem nicht auf die Velotour verzichten. Egal ob ein E-Bike oder ein mechanischer Drahtesel, für alles finden sich Vermieter an den Ausgangspunkten der Fahrradtour und entlang der Strecke. Einige Anbieter erlauben es auch, das Fahrrad an einem Bahnhof, zum Beispiel Bellinzona, abzuholen und an einem anderen Bahnhof, zum Beispiel Locarno, wieder abzugeben. Auch die Tourismusbüros bieten in der Regel E-Bikes zur Vermietung an. Wem das Radfahren zu langweilig ist oder die Ebene zu flach, der kann auch einen Teil der Strecke mit Inline-Skates unter die Füsse nehmen.

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