Die Muscheln des Ceresio

Publiziert: 24 August 2014

Wenn Morcote eine Perle ist, dann sind Gandria und Caprino Muscheln des Ceresio. Dort nämlich werden einige weitere Perlen des Luganerseeufers aufbewahrt und behütet.

Von den Weinkellern der Luganeser Notabeln haben nur wenige überleben können. Einerseits, weil der heutige Lebensstil ein anderer ist, andererseits, weil die Wege zu diesen Weinkellern auf der gegenüberliegenden Seeuferseite des Dorfes Gandria verschüttet und durch Bergstürze bedroht wurden. Einige der Keller sind beim Zollmuseum erhalten geblieben, andere bei Caprino. In den gut erhaltenen Grotti trafen sich die wohlhabenden Familien zu Sommerfesten und Tanzabenden. In den Weinkellern bewahrten sie ihre Reserven kühl auf. Die Weinhändler lagerten und verfeinerten ihre guten Tropfen zur Riserva, und die Jeunesse Dorée traf sich zu Liebesgeplänkeln und Mutproben. Zwischen diesen Kellern und Lugano verkehrten ständig Lastkähne, kleine und grosse Boote mit Menschen und Ware beladen. Die Keller waren zum Teil tief in den Fels gehauen und wiesen mehrere Stockwerke auf.

Freiluftdisco


Und auch in unserer Zeit werden die Caprino-Grotti von manch illustrer Persönlichkeit aufgesucht. Der Tessiner Ständerat Filippo Lombardi beispielsweise besucht im Sommer gerne das Grotto Teresa. "Dort gibt es auch für private Boote viele Anlegestellen", freut er sich und bedauert gleichzeitig, dass mit der Schliessung anderer Grotti eine alte Welt verschwindet und Geschichte verloren geht. Und doch waren sie eine Art von Freiluftdisco. Während der Woche waren sie zwar den Notabeln vorbehalten, aber am Wochenende ging es so recht los. Am Sonntag nämlich gesellte sich das Stadtvölkchen hinzu. Abends sei viel los gewesen, sagt man. Schliesslich war man mit Rudern in einer Viertelstunde drüben. Auf den Terrassen wurde bei Mondenschein getanzt. Davon ist nicht mehr viel geblieben.

Verlorene Zeit


Mit dem Linienschiff ist man heute viel schneller und bequemer am anderen Ufer. Unbedingt die wenigen An- und Abfahrtszeiten beachten. Von Gandria geht es quer über den See ans Ufer, wo das Zollmuseum von Gandria steht. Dafür ist etwas von der Impressionisten-Romantik weggefallen. Nur noch einige wenige solcher Boote mit den Rundbögen und den grünen Planen sind zu sehen. Dennoch lohnt sich ein Besuch in den alten Schatzkammern des Bürgertums von Lugano und den Weinhändlern auf der Suche nach der vergangenen Zeit.

Einfallsreiche Schmuggler


Eine gänzlich andere Geschichte, oftmals auch eine weniger gemütliche, erzählt das nationale Zollmuseum – auch Schmugglermuseum genannt –, das direkt gegenüber von Gandria bei den Cantine steht. Das Museum gibt Einblicke in die Arbeit an der schweizerisch-italienischen Grenze und behandelt Themen wie Warenschmuggel, Drogenfahndung, Wirtschaftskriminalität oder Migration von der Gründung des Schweizer Bundesstaats im Jahre 1848 bis in die heutigen Tage. Man staunt, welchen Einfallsreichtum die Schmuggler schon im letzten Jahrhundert entwickelten, um wirtschaftlich von ihrem riskanten Tun leben zu können. Vom Museum kann man auf dem Wanderweg zu den Grotti di Caprino gelangen. Besonders hübsch ist das Grotto dei Pescatori, das rund eine Gehstunde von den Cantine di Gandria oder zehn Flanierminuten von den Cantine di Caprino entfernt ist.

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