Die Tanzkeller von Caprino

Publiziert: 5 Mai 2013

Genau fünfzehn Ruderminuten liegen die einstigen Weinkeller der Nobeln und Händler von Lugano entfernt. Dort wurde gelagert und an lauen Sommerabenden getanzt.

Nein, eigentlich waren es keine Diskotheken des 19. Jahrhunderts, sondern vielmehr die Schatzkeller der Notabeln. Dort, in den Weinkellern in Gandria und in den noch heute gut erhaltenen Grotti und Weinkellern von Caprino bewahrten die wohlhabenden Familien ihre gekühlt lagernden Weinreserven auf. Und die Weinhändler lagerten und verfeinerten ihre guten Tropfen zur Riserva in Holzfässern. Von den Weinkellern haben sehr wenige überleben können, sei es ganz einfach, weil sich der Lebenswandel änderte, sei es, weil die Bergsturz gefährdeten Felslandschaften wiederholt dafür sorgten, dass die Wege verschüttet wurden. Ihre Wiederinstandsetzung kostete jedes Mal Geld und Arbeit. Nur wenige der Luganeser Grotti sind folglich erhalten geblieben. Einige beim Zollmuseum Gandria, einige mehr in Caprino. Pietro Salati beschreibt sie in seinem Buch über die Luganeser Grotti: "Die drei Gruppen von Caprino, San Rocco und Cavallino weisen eine beinahe einmalige Eigenart auf. Von der Seeseite erschienen sie einst wie drei Siedlungen von kleinen Häusern."

Ein Kommen und Gehen


Zwischen den Kellern und Lugano verkehrten ständig Lastkähne, kleine und grosse Boote, mit Menschen und Ware darauf. Die Keller waren zum Teil tief in den Fels gehauen und wiesen mehrere Stockwerke auf. Es war ein Kommen und Gehen. Und es kamen sogar prominente Leute. Diese Keller hatten schon den Naturforscher und Landbereiser Horace Bénédict de Saussure dermassen erstaunt, dass er sie studierte. Und auch in unserer Zeit werden die Caprino-Grotti von manch illustrer Persönlichkeit besucht. Und doch waren sie ein Art von Freiluftdisco. Während der Woche waren sie zwar den Notabeln vorbehalten, aber am Wochenende ging es so recht los. Am Sonntag nämlich gesellte sich das Stadtvölkchen hinzu. Abends sei viel los gewesen, sagt man. Schliesslich war man mit Rudern in einer Viertelstunde drüben. Auf den Terrassen wurde bei Mondenschein getanzt. Davon ist nicht mehr viel geblieben.

Heute ist es bequemer


Mit dem Linienschiff ist man heute viel schneller und bequemer am anderen Ufer. Von Gandria geht es quer durch den See ans Ufer, wo das Zollmuseum von Gandria steht. Dafür ist etwas von der Impressionisten-Romantik weggefallen. Nur noch einige wenige solcher Boote mit den Rundbögen und den grünen Planen sind zu sehen. Dennoch lohnt sich ein Besuch in den alten Schatzkammern des Bürgertums von Lugano und den Weinhändlern auf der Suche nach der vergangenen Zeit.

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