Die Arche Flora

Publiziert: 24 August 2014

Neben typisch mediterranen Pflanzen leben auch zahlreiche Exoten auf den Brissago-Inseln. Einige kamen auf abenteuerlichen Wegen in dieses erstaunliche botanische Refugium.

Der mit Abstand heisseste Punkt der Schweiz liegt mitten im Wasser – eine paradoxe Behauptung, denkt man an eisige Gebirgsbäche und Alpseen. Und doch ist es so: Die Brissago-Inseln im Lago Maggiore verfügen über eine Jahresmitteltemperatur von 14 Grad Celsius. Klimatisch sind sie somit der helvetische Hotspot. Gleichzeitig ziehen sie schlechtes Wetter geradezu zwingend an. Es regnet dort mehr als etwa in Zürich – nicht so ausdauernd, dafür aber intensiver. Wer das Tessin kennt, weiss: Gewitter sind keine Seltenheit, und sie haben es in sich, mit hellbunten Blitzspektakeln und sintflutartigen Regenfällen. “Insubrisch” nennt man dieses Klima, nach dem Volk der Insubrer, das in der Antike zwischen Südalpen und Po siedelte. Wenn eisige Luftmassen Europa erstarren lassen, gleicht der Wärmespeicher Lago Maggiore die Temperaturen aus.

Ein Mal um die ganze Welt


Dies ist das Refugium vieler Pflanzen, die nur wenige Kilometer landeinwärts keine Überlebenschancen mehr haben. So überstanden gar die frostempfindlichen Eukalyptusbäume auf den Brissago-Inseln die harten Winter 1956 und 1985. Gut 25'000 Quadratmeter umfasst der prächtige Botanischen Garten auf der Hauptinsel San Pancrazio. Nur sie darf besucht werden. Die kleine Nachbarin Sant’ Appolinare ist Naturschutzgebiet. Fünf Minütchen dauert die Bootsfahrt von Porto Ronco aus – ziemlich wenig für eine Reise um die Welt, denn der Rundweg durch den im englischen Stil angelegten Park führt nach dem Konzept der “Gärten im Garten” durch fünf Kontinente. Rund ums “Römische Bad” leuchten Azaleen und Rhododendren, schimmern Oliven, duften Zitronen. Asien präsentiert sich mit einem Bambuswald und chinesischen Urweltmammutbäumen, lebenden Fossilien aus der Kreidezeit – wahren botanischen Sensationen. Amerika ist unter anderem durch mexikanische Sumpfzypressen vertreten. Australiens Flora schmückt sich stolz mit Eukalyptus und Silberbaumgewächsen. Kleine Wunder sind die südafrikanischen Proteen. Auch sie sind nicht frosthart, gelten gar als schwierig zu kultivieren.

Das dramatische Schicksal der wilden Lysimachia


Kaiserin der Exotik ist jedoch eine Vertreterin der Familie der Primeln, Lysimachia Minoricensis. Mag sie auch nur von unscheinbarem Grün sein, ihr Schicksal ist dramatisch. Einst lebte sie wild auf der Mittelmeerinsel Menorca, doch aus unbekannten Gründen starb sie aus. Nur ein Ableger überlebte im Botanischen Garten von Barcelona. 2006 landete der Name auf der Roten Liste der in Wildnis ausgestorbenen Pflanzen. Immerhin konnten Samen bewahrt werden. Alle Wiederansiedlungsversuche auf Menorca scheiterten. Nicht so auf den Brissago-Inseln. Dort fristet das seltene Gewächs seit wenigen Jahren sein gewohnt unscheinbares, aber wildes Auswandererdasein unter freiem Himmel – zusammen mit rund 1'700 weiteren Einheimischen und Exoten.

Info

Parco Botanico del Canton Ticino
6624 Isole di Brissago
+41 91 791 43 61
decs-isole.brissago@ti.ch
www.isolebrissago.ch
www.ascona-locarno.com
www.ticino.ch

Preis
Erwachsene: CHF 8.- Kinder und Jugendliche (6-16 Jahre): CHF 2.50 Familien (2 Erw. + 2-3 Kinder): CHF 20.-

Wann

bis 12. Oktober von 9.30 Uhr bis 18.25 Uhr (letztes Schiff), danach Fahrplanwechsel; Saisonende am 26. Oktober

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