Mit einer leidenschaftlichen Köchin durchs essbare Sonnental

Publiziert: 22 Juni 2014

Das Bleniotal ist seit acht Jahren Meret Bisseggers Heimat. Die kräuterkundige Köchin aus Malvaglia liebt es, Wald und Wiesen nach essbaren Kräutern zu durchstreifen und Berge und Täler der Valle del sole zu Fuss oder auf dem Rad zu erkunden.

Typisch Meret Bissegger. Kaum streckt man die Nase in ihre grosszügig angelegte Küche, sieht man – nicht rot, sondern grün. Violett und grün, um ganz genau zu sein. Perfekt ist er nicht, der Strauss, der mitten auf dem langen Holztisch thront. Weder kultiviert, noch distinguiert. Er ist wild. Wunderbar wild. "Wiesensalbei", klärt die leidenschaftliche Kochkünstlerin auf. Und schon sind wir bei ihrem Lieblingsthema angelangt: Küche und Kräuter. Angefangen hat alles vor vielen Jahren auf einer Alp. Sie sollte kochen. In der Vorratskammer gab es aber vor allem Reis, Kartoffeln, Mais. Mais, Reis, Kartoffeln. Irgendwann hatte Meret Bissegger genug davon und ging hinaus auf die Weiden. Dort fand sie, was sie suchte. Taunasse, frische Alpenkräuter, die ihre Almgerichte fortan bereicherten.

Tafelrunde für Feinschmecker


Seit acht Jahren lebt die in Intragna aufgewachsene gebürtige Deutschschweizerin in Malvaglia im Bleniotal. Mitten im Dorf, in einem ungebändigten Garten, steht ihre charmante Casa Merogusto. Das Bürgerhaus wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von heimgekehrten Auswanderern erbaut. Der langgezogene Ort am Eingang des Bleniotals birgt noch so manch anderen Bijoux, wie zum Beispiel die aus dem 13. Jahrhundert stammende Kirche San Martino oder den malerischen, blumengeschmückten Dorfkern. Für jeden Gourmet unvergesslich sind Meret Bisseggers tavolate – Tafelrunden. Hier darf nicht nur gegessen, sondern auch geschnüffelt werden. Geheimnisvolle Schubladen, vollgestopfte Gewürzgläser und wacklige Büchertürme laden dazu ein. Wer möchte, darf ihr beim Kochen zusehen oder beim Anrichten mithelfen. Am schlicht gedeckten Tisch finden bis zu 22 Personen Platz. Im Herbst und Winter bietet Bissegger auch thematische, auf Deutsch oder Italienisch gehaltene Kochkurse, die sich um Kürbisse, Kastanien und Wintergemüse drehen. Die neuen Daten für Themen-Kurse ab Mitte September und für die Tavolate sind ab anfangs Juli online zu finden. Auch die Wildpflanzenkurse werden im 2015 erneut angeboten (online ab Anfang Januar 2015).

Hoch hinauf ins Tal der "ville"


Begehrt sind ebenso ihre Frühjahrs-Kräuterwanderungen. "Oder Spaziergänge", verdeutlicht Bissegger. Denn manchmal genüge ein einfacher Gang in den Garten, um die geschätzten Pflanzen zu finden. Was da an Geniessbarem alles blühe und spriesse, sei unvorstellbar. Sternmiere, Giersch, Hirtentäschel, Breit- oder Spitzwegerich, um nur einige "Unkräuter" zu nennen. Im frühen Frühling führe sie ihre Kursteilnehmer auch gerne in den nahen Legiuna-Wald, nach Loderio oder Acquarossa, wo sie ihnen den Unterschied zwischen den hochgiftigen Herbstzeitlosen und dem köstlichen Bärlauch zeige. Regelrecht überwältigend ist ein Ausflug ins Malvaglia-Tal, ein landschaftlich und bauhistorisches Juwel, das an der rechten Seite des Valle di Blenio bei der gleichnamigen Gemeinde beginnt und sich bis zur Alpe Quarnei am Fusse des Rheinwaldhorns hinzieht. Dort bezaubern noch heute fünf ville – kleine Dorfzentren – mit ihren typischen Bauernhäusern und den an vergangene Zeiten erinnernden Roggentrocknungsgestellen jeden Wanderer. Riesigen Spass macht auch die steile Veloabfahrt auf der schmalen Strasse hinunter nach Malvaglia. "Machte", betont die passionierte Berggängerin. Seit der Seilbahnbetrieb eingestellt wurde, sei es nämlich etwas schwierig mit dem Fahrrad nach Quarnei zu gelangen. Sie hofft deshalb inständig, dass das Bähnchen schnell wieder einen Betreiber finde.

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