Monte Carasso: Tradition und Moderne

Publiziert: 31 März 2013

Zwei Gesichter hat das vom Architekten Luigi Snozzi geprägte Dorf nahe bei Bellinzona. Modernes Bauen wird bewusst zugelassen, während alte Substanz liebevoll gepflegt wird.

Dank einer komplett entschlackten Bauordnung zeigt sich das durch die Kantonsstrasse zweigeteilte Dorf dennoch einheitlich und mit neuem Kern. Modern lebt direkt neben traditionell. Beim Durchfahren fallen die renovierten Dorfmauern, welche auf der Westseite den Bach säumen, ebenso auf wie die kubischen Wohnhäuser. Das Augustinerinnenkloster mit angebauter Gemeindeschule fungiert heute als neues Zentrum. Der ehemalige Konvent dient als eine Art von architektonischer Parallelakademie, in der immer wieder Kurse und Wettbewerbe zur Baukunst stattfinden. Im Kellergeschoss finden regelmässig Ausstellungen statt. Auf dem Platz draussen spielen Kinder, und an Festtagen oder Weihnachtsmärkten ist es ein Kommen und Gehen. Und wer nach einer anstrengenden Wanderung auf den Hausberg Mornera oder einem Spaziergang durch das heutige Monte Carasso Appetit bekommt, den begrüsst dort unter anderem eine gut geführte Pizzeria. Das einstmals ländliche Dorf trägt heute eher semiurbanen Charakter.

Nomade mit festem Wohnsitz


Luigi Snozzi hat Monte Carasso nicht nur eine Parallelakademie für die Baukunst gegeben, sondern dessen Bauordnung um 243 Artikel auf ganze sieben entschlackt. Grundsätzlich findet er die allgemeine Art der Raum- und Zonenplanung nicht befriedigend, überladen und politisiert. Heute sind es noch sieben Basisgrundsätze der Dorfgestaltung, und man lebt dort gut damit. Der Meister des Neuen Bauens und Liebhaber des Baumaterials Beton lebt und wirkt selbst in einem Altbau mitten in Locarno. Dort wohnte schon vor ihm der Kunstmaler Filippo Franzoni. "Ich bin ein Nomade und hier, in diesem alten Haus, seit vielen Jahren Mieter", sagt der Architekt gegenüber der Tessiner Zeitung. Aber Snozzi ist noch viel mehr. Im Ausland gilt er gar als Gewissen der Schweizer Architektur und als Zerstörer mit Verstand.

Weiler und Kirche


Der Weiler Curzutt oberhalb von Monte Carasso kann entweder über den Wanderweg an der Kirche Madonna della Valle vorbei oder aber mit der Seilbahn erreicht werden. 1998 hat die gleichnamige Stiftung damit begonnen, Gelder für den Wiederaufbau des Weilers zu sammeln und die Arbeiten voranzubringen. Heute zeigt er sich mit Restaurant, Herberge, Spielplatz, Privathäuschen als wunderbare Naherholungszone. Früher war es der Fluchtpunkt vor Hochwassern in der Ebene oder sommers vor Malariamückenplagen und der Hitze. Mit der Zeit entvölkerte sich der Weiler, weil sich die Menschen den modernen Lebensweisen anpassten. Dass dieser Weiler wieder lebt, ist der Stiftung und vielen Spendern auch aus der Deutschschweiz zu verdanken. San Bernardo, die Kirche im Kastanienwald, liegt auf 600 m ü. M. etwas oberhalb von Curzutt und kann nur zu Fuss über die Wanderwege erreicht werden. Die darin enthaltenen Fresken gelten als nationales Kulturgut.

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